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Sicher geradeaus?

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Es tut sich was in Berlin – wenigstens auf dem Papier. Im Mai hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin unter Federführung von Projektleiter Burkhard Horn einen „Leitfaden zur Sicherung des Radverkehrs vor abbiegenden Kfz“ herausgegeben. Nach den vielen (schweren) Unfällen in den letzten Wochen ist eine Studie, die die Ursachen analysiert, systematisiert und Vorschläge zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation unterbreitet, zu begrüßen.

Neben einer kurzen Einschätzung des Status quo finden sich in dem Papier Empfehlungen für eine sichere Radverkehrsführung und ein ganzer Katalog an Maßnahmen, die zu einer Entschärfung der Konflikte im Kreuzungsbereich führen (könnten).

Neben guten Ansätzen gibt es natürlich auch Widersprüche, reines Wunschdenken und wieder zahlreiche Belege dafür, dass die Angst, den Kfz-Fahrern etwas wegzunehmen, groß ist. Im Falle von Sichtbehinderungen im Kreuzungsbereich würde es meist schon genügen, endlich das notorische Falschparken zu ahnden. Das wäre auch eine gute Einnahmequelle für die Bezirke.
Und dann wäre es ganz wunderbar, wenn solche Untersuchungen zukünftig in einer Sprache verfasst würden, die das Lesen etwas mehr befeuert.

Hier einige Zitate (die Fettungen sind original, die roten Markierungen von uns):

Überblick Unfallgeschehen„„
Insgesamt verunglückten in Deutschland im Jahre 2012 fast 75.000 Radfahrende, das sind knapp 20% aller im Straßenverkehr verunglückten Verkehrsteilnehmenden. Dabei wurden 406 Radfahrende getötet.„„
Die meisten Radverkehrsunfälle ereignen sich an Knotenpunkten. Entsprechend sind Unfälle beim Abbiegen und beim Einbiegen/Kreuzen die häufigsten Unfallkonstellationen, an denen Radfahrende beteiligt sind. Dabei dominieren an Knotenpunkten mit Lichtsignalanlage die Abbiegeunfälle deutlich.„„
Rechtsabbiegende Kfz sind an Abbiegeunfällen mit Radfahrenden doppelt so oft beteiligt wie linksabbiegende Kfz. Allerdings sind die Unfälle mit linksabbiegenden Fahrzeugen – vermutlich aufgrund höherer Geschwindigkeiten – im Mittel schwerer als Unfälle beim Rechtsabbiegen.„„
Bei weitaus den meisten Abbiegeunfällen sind Pkw die Unfallgegner des Radverkehrs.

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Bald wieder so viele Radfahrer in Berlin wie 1951?

Der Jahresbericht der Verkehrslenkung Berlin mit den Pegelzählungen für den Radverkehr ist da
Bericht Radverkehr 2014
Es gibt weiter deutliche Zuwächse, und so besteht Hoffnung, dass Berlin in fünf Jahren wieder den Stand von 1951 erreicht. Die Räder sind inzwischen natürlich viel schicker … 🙂

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(Grafik: statplan – Ingenieurbüro für Verkehrserhebungen, -statistik und -planung, 2014)

Live the change you want to see

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Am 3. Juni ist Europäischer Tag des Fahrrads. Seit 1998 findet der Aktionstag statt, der auf eine Initiative von ATTAC zurückgeht. Er will angesichts der zunehmenden Verkehrsdichte durch motorisierte Fahrzeuge und der damit einhergehenden Probleme deutlich machen, dass es eine umweltfreundliche, gesunde und sozialverträgliche Alternative gibt: das Fahrrad. Weltweit gibt es schätzungsweise eine Milliarde Fahrräder, doppelt so viele wie Autos. Insbesondere in Städten ist es das geeignetste Fortbewegungsmittel. Mehr als 50% der hier zurückgelegten Wege sind kürzer als fünf Kilometer, also mit dem Fahrrad gut zu bewältigen.

Wir möchten alle einladen, sich am 3. Juni aufs Rad zu schwingen. Je mehr von uns im Sattel sitzen, desto größer ist der Effekt. Den ganzen Tag auf der Straße fahren … Live the change you want to see

Europese Dag van de fiets +++ Europäischer Tag des Fahrrads +++ Europejski Dzień Roweru +++ Evropski dan bicikla +++ Dia Europeu da Bicicleta +++ Día europeo de la bicicleta +++ European Cycling Day +++ Evropský den jízdních kol

Ghostbike für David Solomon

ghostbike_DSolomon_2015-05-23

Am 9. Mai 2015 wurde David Solomon an der Hardenbergstr./ Ecke Joachimsthaler Str. von einem rechtsabbiegenden Taxifahrer die Vorfahrt genommen. Mit schweren Verletzungen wurde er ins Benjamin-Franklin-Krankenhaus eingeliefert. Elf Tage lag er im Koma. Am 20. Mai wurden die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt, und Solomon verstarb.
Zwei Freunde von ihm fuhren am selben Abend beim Ride of Silence mit. Sie hatten ein Foto von David Solomon dabei, so wurden wir auf sie aufmerksam.
Heute haben sie ein Ghostbike am Unfallort aufgestellt. Sie würden sich freuen, wenn Radfahrerinnen und Radfahrer, die vorbeikommen, kurz innehalten, das Porträt von Solomon betrachten, die Dinge, die sie über ihn geschrieben haben, lesen und des im Verkehr Getöteten gedenken würden.

(Foto: via Initiative Clevere Städte, 2015)

Stop Killing Cyclists – Ride of Silence Berlin 2015

Der erste Ride of Silence in Berlin verlief ruhig und würdig.  Etwa 1.300 Radfahrerinnen und Radfahrer waren unterwegs, vom Brandenburger Tor ging es einmal durch die Innenstadt – Moabit, Charlottenburg, Kreuzberg, Friedrichshain, Mitte – zum Roten Rathaus.
Viele der TeilnehmerInnen trugen weiße Kleidung, um an die im Straßenverkehr ums Leben Gekommenen zu erinnern. Es gab mehrere Zwischenstopps, jeweils mit einer Schweigeminute für die an diesen Orten Getöteten. Die Tour ging auch über den Checkpoint Charlie, wo es bereits zu drei schweren Abbiege-Unfällen mit Lkw gekommen ist.
Auch zwei Freunde des gestern verstorbenen David Salomon, dem von einem Taxi in der Hardenbergstr./ Ecke Joachimsthaler Str. die Vorfahrt genommen worden war, fuhren mit. Hier nochmals unser herzliches Beileid.

Wir danken allen, die dabei waren, für die gelungene Fahrt. Und der Fahrradstaffel der Polizei für die freundliche, unterstützende Begleitung.

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(Fotos: Critical Mass Berlin, Creative Commons: CC BY-SA 2.0 DE)

Heute: Ride of Silence – Berlin mit vier schwarzen Bändern am Lenker

Die Berliner Polizei meldet, dass ein 4. Radfahrer seinen am 9. Mai bei einem Zusammenstoß mit einem Taxi an der Hardenbergstraße/ Ecke Joachimstaler Straße in Charlottenburg erlittenen lebensgefährlichen Verletzungen in einem Krankenhaus erlegen ist.

Unfallschema: Motorisierter Rechtsabbieger „übersieht“ geradeaus fahrenden Radfahrer.

Aktualisiert, 20.5.2015, 15:28 Uhr
Über Facebook erreichte uns die folgende Nachricht von Mike Lopez:

Ich muss aus gegebenen Anlass hinzufügen, dass am 09.05.2015 ein guter Freund von mir an der Kreuzung Joachimstaler str./Hardenbergplatz auf dem Fahrrad von einem Taxifahrer durch einen Crash tödlich verunglückt ist. An der Unfallstelle haben wir Blumen niedergelegt. Rest in Peace my dearest friend David Solomon.

Wir schließen uns diesem Wunsch an. Und fahren heute auch, um David Solomons zu gedenken.

Ride of Silence, 20.5.2015

11066011_449539488537787_4619661322257896691_n(Foto CriticalMass Graz, 2014)

In Berlin sind seit Jahresbeginn zwei Radfahrer tödlich verunglückt, ein weiterer erlag inzwischen seinen schweren Verletzungen. Vor allem der Unfall in der Glogauer/ Ecke Reichenberger Straße in Kreuzberg am 29. April, bei dem ein 30-jähriger Radfahrer von einem rechts abbiegenden LKW überrollt wurde und sofort tot war, hat viele von uns geschockt.

unfall_glogauer_2015-04-29_#2(Foto: Unfall an der Glogauer/ Reichenberger)

Noch am selben Abend fanden sich etwa 70 FahrradaktivistInnen an der Unfallstelle ein, um mit einer Mahnwache des ums Leben Gekommenen zu gedenken.

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(Fotos: Stephan Lindauer)

Rechtsabbiegende PKW/LKW, die geradeaus fahrenden RadfahrerInnen die Vorfahrt nehmen, sind die HÄUFIGSTE Unfallursache. 2014 registrierte die Berliner Polizei 1.595 solcher Fälle, vier Radfahrer starben.

Um an RadfahrerInnen zu erinnern, die im Verkehr (schwer) verletzt oder getötet wurden, um für eine bessere, sicherere Verkehrsinfrastruktur für RadfahrerInnen zu demonstrieren und um eine klare Botschaft an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung zu richten, findet seit 2003 jedes Jahr am dritten Mittwoch im Mai der RIDE OF SILENCE statt – mittlerweile in über 300 Städten auf der ganzen Welt.

Auf Initiative von Daniel Doerk aus Osnabrück, der den Fahrradblog itstartedwithafight betreibt, wird es dieses Jahr auch in zehn deutschen Städten einen RIDE OF SILENCE geben. Außer in Berlin noch in Freiburg, Hamburg, Hannover, Köln, Nürnberg, Oldenburg, Osnabrück, Stuttgart und Wiesbaden. Außerdem gibt es „Zubringer“ von Potsdam nach Berlin sowie von Ludwigsburg nach Stuttgart.

In Berlin beginnt der RIDE OF SILENCE um 19 Uhr am Brandenburger Tor.
Auf einer ca. 20 Kilometer langen Strecke geht es von dort über Tiergarten, Schöneberg, Kreuzberg, Friedrichshain nach Mitte zum Roten Rathaus. Es soll 5 bis 10 Stopps an Stellen geben, wo RadfahrerInnen ums Leben kamen.

Geplanter Streckenverlauf des Ride of Silence Berlin am 20. 05. 2015, via Initiative clevere Städte
Geplanter Streckenverlauf des Ride of Silence Berlin am 20. 05. 2015, via Initiative clevere Städte

Die Veranstalter bitten alle TeilnehmerInnen darum, sich während der Fahrt, Anlass und Namen des Rides entsprechend, möglichst leise zu verhalten.
Um die Botschaft der gemeinsamen Fahrt dennoch für Zuschauende verständlich zu machen, wäre es schön, alle würden über ihrer normalen Kleidung weiße T-Shirts oder andere weiße Kleidung tragen (etwa weiße Maleranzüge), bedruckt mit dem Logo des RoS oder dem Hashtag #StopKillingCyclists.
Ein weiterer Vorschlag ist, am Lenker eurer Räder eine schwarze Trauerbinde anzubringen. Und natürlich wäre es schön, an den Unfallstellen Blumen niederzulegen.

Die Tour ist als Demo angemeldet – also keine Critical Mass – und wird u. a. von der Fahrradstaffel der Polizei begleitet.

mitRADgelegenheit bietet in Berlin und von Potsdam aus die Möglichkeit, bereits gemeinsam zum Startpunkt zu fahren.
https://de-de.facebook.com/events/1598010277138123/
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Ergänzung: => Moabit => U Turmstr. (Ecke Stromstr.) 18:40 Uhr
Weitere Rides of Silence in D 
Freiburg i. Br.: 19 Uhr, Stadttheater Freiburg, Strecke: 12 km
https://www.facebook.com/events/993758660634193/
Hamburg: 19 Uhr, Fischmarkt, 19.30 Die-in am Fischmarkt, danach Abfahrt, Strecke: ca. 25 km, führt an 6 Unfallorten vorbei, wo angehalten und mit einer Schweigeminute der Toten gedacht wird
https://www.facebook.com/events/434823093365932/
Hannover: 19 Uhr, Klagesmarkt
https://criticalmasshannover.wordpress.com/2015/05/04/ride-of-silence-20-mai/
Köln: 19 Uhr, Hahnentorburg Rudolfplatz 1
https://www.facebook.com/events/976505455702487/
Nürnberg: 19 Uhr, Opernhaus, Strecke: ca. 15 km
https://www.facebook.com/events/1584738161797135/
Oldenburg: 19 Uhr, Ghostbike am ZOB, Endpunkt: Schützenhofstraße/ Ecke Bremer Straße, dort wird ein Ghostbike für den 2013 von einem LKW überrollten Radfahrer aufgestellt
https://www.facebook.com/events/444135512429220/
Osnabrück: 19 Uhr, Stadthalle Osnabrück, Strecke: 8 km mit 6 Punkten, an denen RadfahrerInnen getötet wurden
http://itstartedwithafight.de/2015/04/28/ride-of-silence-2015/
Stuttgart: 19 Uhr, Marienplatz, Strecke: 12-15 km
https://criticalmassstuttgart.wordpress.com/
MitRadStuttgart bietet einen Zubringer aus Ludwigsburg und eventuell mehr: http://mitradstuttgart.de/mitradgelegenheit/2015/05/20/ride-of-silence-stuttgart.html
Wiesbaden: 19 Uhr
weitere Infos per E-Mail über http://www.rideofsilence.org/locations-international.php?i=Germany#Germany

Hörtipp: Michael Cramer redet Tacheles

Gestern sprach Michael Cramer, Mitglied des Europäischen Parlaments für die GRÜNEN, Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus (TRAN), Vorsitzender des fraktionsübergreifenden Diskussionsforum „Rail Forum Europe“, Tacheles im Deutschlandradio Kultur.

Michael Kramer_drk

Es ging um Verkehr in Berlin, Deutschland und Europa – warum die Straße mit Milliarden gefördert und die Schiene, vor allem die Verbindungen zwischen Mittel- und Osteuropa und der Nahverkehr, so sehr benachteiligt wird.
Unser Tipp: Anhören!

Critical Mass_2015-03-27

Gestern gab es eine Besonderheit bei der Critical Mass.
Um an den schweren Unfall zwischen einer Radfahrerin und einem LKW im Kreuzungsbereich Kochstraße/Rudi-Dutschke-Straße/Friedrichstraße am Mittwoch zu erinnern, führte die Route zunächst zum Checkpoint Charlie. Die Kreuzung wurde für einige Minuten von CM-Aktivisten blockiert, indem sie ihre Räder und sich selbst auf den Boden legten und mit Kreide ummalten. Dann ein paar Minuten Stille, ehe die Blockade mit lautem Klingeln und Klatschen wieder aufgehoben wurde.
Der Sit-in war als Zeichen der Solidarität an die Schwerverletzte sowie als Protest an die Berliner Verkehrspolitik gerichtet. Es war der dritte schwere Unfall an dieser Stelle nach ähnlichem Muster innerhalb von drei Jahren.
Wir danken allen für die gelungene Aktion!

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Anschließend ging es mit ca. 1000 Teilnehmern weiter durch die Straßen von Berlin – in guter Stimmung, wenn auch leider bei mäßigem Wetter. Das Brandenburger Tor wurde wieder mit einem Bike-up beschenkt.

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Die nächste Critical Mass findet am Freitag, 24. April statt.
Start wie immer: Mariannnenplatz/Kreuzberg, 20 Uhr.

((Fotos: Stephan Lindauer, Creative Commons: CC BY-SA 2.0 DE))

Sit-in bei der CM

Gestern kam es im Kreuzungsbereich Kochstraße/Rudi-Dutschke-Straße/Friedrichstraße zu einem Verkehrsunfall, bei dem eine 29-jährige Radfahrerin von einem rechts abbiegenden LKW überrollt und an den Beinen schwer verletzt wurde.
(s. Polizeimeldung vom 26.03.2015, Nr. 0748)

((Fotos via https://de-de.facebook.com/pages/Polizeireporter-Th-Schröder/198815476848851))

Das „Übersehen“ von Radfahrern/Fußgängern durch abbiegende LKW ist eine der Hauptursachen für schwere Verletzungen und tödliche Unfälle in dieser Gruppe (s. Grafik unten). Von Seiten der Politik geschieht nichts: Weder gibt es in Deutschland ein LKW-Verbot in Innenstädten (wie in anderen Ländern) noch eine Pflicht zu Assistenzsystemen, die den Toten Winkel einsehbar machen würden.

Wir würden morgen bei der Critical Mass gern an der Stelle stoppen und ein Sit-in abhalten.
Vorschlag: Vom Mariannen-/bzw. Heinrichplatz direkt zur Unfallstelle, dort Sit-in mit Protestklingeln, dann fünf Minuten Stille. Mit Kreide können Räder und Körpersilhouetten ummalt werden. (Wie nach Unfällen üblich, s. Foto.) Und dann weiter als CM, Route wie immer offen.
Sit-ins waren in den Niederlanden in den 1960ern der Schlüssel zum Change Richtung mehr Radverkehr.
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Fotowettbewerb

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Unter dem Motto „Mein Fahrrad, meine Stadt“ sucht DER DEUTSCHE FAHRRADPREIS die besten, witzigsten, schönsten, kunstvollsten, interessantesten Bilder von fahrradfreundlichen Städten, stadtfreundlichen Fahrrädern und Stadtradfahrern.
Damit alle die gleichen Chancen haben, wird zwischen Hobby- und professioneller Fotografie unterschieden.
Jeder Bewerber darf maximal drei Bilder einreichen.
Zu gewinnen gibt es Sachpreise im Gesamtwert von 6.000 €. Auf die beiden Erstplatzierten wartet jeweils ein E-Bike.

Critical Mass => about

kleine Schule der CM

Da jetzt wieder Radfahrsaison und also auch bei der CM mit wachsenden Teilnehmer*innenzahlen zu rechnen ist, darunter mit vielen, die das erste Mal mitfahren und daher vielleicht noch nicht wissen, was genau so eine CM ist, wie sie abläuft, wie sie sich versteht, worauf zu achten ist usf., stellen wir in den kommenden Monaten immer mal ein paar Begriffe, Historisches, Verhaltensregeln vor.

Den Auftakt macht die Definition des Begriffs Critical Mass.

Critical Mass (CM).

1 Schwellmasse, ab der ein Prozess anläuft.

(immer groß geschrieben) Eine Aktion von RadlerInnen und anderen vom real existierenden Stadtverkehr Benachteiligten, die seit den frühen neunziger Jahren in einigen hundert Städten weltweit stattfindet, meistens an jedem letzten Freitag im Monat.

(nicht immer groß geschrieben) Der Zustand einer Gruppe von RadlerInnen, die aufgrund ihrer Dichte oder Kohärenz in der Lage sind, eine bestimmte Verkehrssituation als eine Einheit zu bewältigen. Im Deutschen häufig einfach „Masse“ genannt, wie in „Haben wir die Masse für den Bismarckplatz?“, was bedeuten soll: „Sind wir genug Leute, dicht genug usw., um lebend durch den mörderischen und bald vierspurigen Verkehr zu kommen?“

(immer groß geschrieben) Eine öffentliche Veranstaltung zwischen Demo und Fest, die zeigt, wie wir die Straßen und Plätze unserer Stadt gerne immer hätten (vgl. -> Reclaim the Streets).

Postkarte für die CM Berlin

CMBerlin_Postkarte_P1180478

Ein paar Leute haben sich nach der letzten CM zusammengesetzt und überlegt, wie die CM noch bekannter werden kann – und der nächste Ride eine noch tollere Party, mit Zubringer-CMs (mitRADgelegenheit), lichtstarkem Kreiseln und tönenden Beats.

Und da wir jetzt ein Logo haben (Dank an Thorbjorn Vest Andersen) – haben wir das mal auf Postkarten gedruckt. Die sind jetzt da und werden euch ab sofort auf Berlins Straßen, in Cafés, Fahrradläden, Kinos, bei (Cycling) Events, Partys und natürlich bei der CM begegnen.

Damit es richtig viele werden, gibt es die Datei auch zum Runterladen – dann könnt ihr selbst nachdrucken und weiter verteilen.
Wir haben das bei print24.de auf 350g/mBilderdruckpapier (glänzend) gemacht. But it’s up to you.
Versionen auf Englisch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Polnisch, Französisch, Portugiesisch … sollen folgen. Wer Lust hat, kann auch selbst übersetzen und in seiner Sprachcommunity verteilen.
Viel Spaß! Und auf eine schöne CM-Saison!

Druckdaten CM Berlin Postkarte_Vorderseite
Druckdaten CM Berlin Postkarte_Rückseite

WE ARE TRAFFIC – Einladung zum CM Bar Camp, 20. 3., ab 11.30

Die Diskussion, ob die CM in Stuttgart wirklich eine CM oder nicht eine offizielle Versammlung oder gar eine angemeldete Demo sei, hat viele Fragen aufgeworfen (auch hier im Blog, s. HEYEs Beitrag und die Kommentare dazu), es geht um Geschichte, Entwicklung, Charakter und Selbstverständnis, Außenwahrnehmung und Akzeptanz der Aktionsform (oder sogar sozialen Bewegung?), ihre Einbettung in größere Zusammenhänge (Verkehrswende, Stadtumbau, die Frage nach dem guten Leben) und ihr verkehrspolitisches Potenzial.

Der Streit ist idealer Auftakt für den weiteren Austausch, zu dem Daniel vom Bike-Blog itstartedwithafight und Heinrich von der Initiative clevere Städte zum CM Bar Camp am 20. 3. einladen – ab 11.30 Uhr kann in einem ruhigen Bereich der fahrradschau über all das diskutiert werden.
Alban Manz aus Stuttgart wird dabei sein, und CM-Aktive aus Mainz und Hamburg, Bremen, Wuppertal, Leipzig, Nürnberg …

Ein paar Punkte, über die u. a. gesprochen werden soll, sind unten aufgelistet. Das ist keine Vorgabe, es können natürlich auch (noch) tausend andere Dinge zur Sprache kommen, aber eine große Frage, die im Raum schwebt, ist, ob die CM (in Deutschland, weltweit) dazu genutzt werden kann?, darf?, sollte?, verkehrspolitische Forderungen zu stellen – also für eine bessere Radinfrastruktur, ein Tempo-Limit in Innenstädten, autofreie Städte, eine andere, gerechtere Verteilung öffentlichen urbanen Raums etc. zu streiten? Und ob es dafür gut wäre, sich ab und an, über die eigene Stadt hinaus, zu koordinieren?

Allein die Tatsache, dass die CM stattfindet und wächst, ist schon Politik und übt Druck auf Parteien, Regierungen und Verwaltung aus. Der verstärkt wird durch Medienberichterstattung – und auch durch die jetzt angelaufenen Diskussionen innerhalb der CM-Kreise und darüber hinaus. Für die einen ist es nur Spaß, für die anderen mehr.

Was dieses Mehr sein könnte und ob man sich da unterstützen, mal Aktionen zusammen machen oder auch einfach nur stärker in dem Bewusstsein fahren kann, dass sich jeden letzten Freitag im Monat in Hunderten Städten auf der ganzen Welt Tausende Radenthusiasten aufs Fahrrad schwingen, um die für sie schönste Art der Fortbewegung zu feiern, darüber soll geredet werden.

Wir Berliner CMler sind da auch ein bisschen die Gastgeber – wäre also schön, ein paar von euch zu sehen.

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Zum Beispiel: Wien

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In Wien boomt der Radverkehr. Die automatischen Zählstellen haben 2014 bis zu 24% mehr Radfahrer*innen als im Vorjahr gezählt (ja, Wien hat Zählstellen!). Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou sagt dazu: „Die Wienerinnen und Wiener entdecken das Fahrrad als ihr Verkehrsmittel. Für die Stadt ist diese Entwicklung zu begrüßen: Mehr Radverkehr bedeutet weniger Abgase, weniger Stau und mehr Spaß und Bewegung.“

Mehr Radverkehr bedeutet weniger Abgase, weniger Stau und mehr Spaß und Bewegung.

Aber die Wiener und Wienerinnen werden von ihrer Stadt auch nicht allein gelassen. Die österreichische Hauptstadt fördert den Radverkehr durch den Ausbau einer fahrradgerechten Infrastruktur. Das zeigt Wirkung und bringt Anerkennung: 72 Prozent der Radfahrer*innen geben im „Fahrrad-Report 2014“ der Mobilitätsagentur Wien an, dass sich die Bedingungen für das Radfahren verbessert haben. Aber das ist erst der Anfang.

Im Stadtentwicklungsplan „Step 2025“ wurden von der rot-grünen Stadtregierung ambitionierte Ziele formuliert. In zehn Jahren sollen die Wiener 80% der Wege mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, auf dem Rad oder zu Fuß zurücklegen. Nur noch 20% würden dann auf den motorisierten Individualverkehr entfallen. Heute sind es noch 27%. Um die gesetzten Ziele zu erreichen, sollen ÖPNV und Radwegenetz ausgebaut und die Gehwege verbreitert werden. Ein interessanter Ansatz ist auch die „Beibehaltung von Sperren nach Baustellen“. „Ein Teil der Novaragasse im 2. Bezirk musste aufgrund des U-Bahn-Baus für fünf Jahre geschlossen werden. Nach den Bauarbeiten haben wir sie nicht mehr aufgemacht und niemand hat sich aufgeregt“, sagte Gerhard Kubik von der SPÖ.

Da bieten sich für Berlin ganz neue Chancen: Unter den Linden, Invalidenstraße, Straße des 17. Juni, Turmstraße, Hardenbergstraße, Skalitzer … – könnten alles Fahrradstraßen mit breiten Gehwegen werden.

Wie war das jetzt mit dem Radwegenetzplan der Grünen für Berlin …

Dezentrale Energiewende selber machen!

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Der Volksentscheid in Berlin „Vattenfall den Stecker ziehen“ für eine Rekommunalisierung der Berliner Energieversorgung scheiterte 2013 knapp. Aber man kann Vattenfall auch mit einem Anbieterwechsel den Stecker ziehen. Damit kann man Energiepolitik sogar gezielter betreiben – indem man sich nicht nur für grünen Strom, also erneuerbare Energien, entscheidet, sondern auch gleich noch für dessen dezentrale Erzeugung (das spricht übrigens gegen Lichtblick – Lichtblick handelt nur noch mit Strom, baut aber keine Infrastruktur auf). Damit unterläuft man auch die Konzentrationsbestrebungen der Großkonzerne, die sich jetzt wieder bei der Debatte um den Netzausbau zeigen.

Echter Ökostrom ist inzwischen preisgünstiger als viele Tarife der Energiekonzerne Vattenfall, e.on, RWE & Co.

Das Wechseln ist kinderleicht. Die unabhängige Hochschulgruppe Grüne Uni zeigt, wie’s geht:
– Nachbarn, Freunde, Verwandte einladen,
– zusammen online Preise vergleichen,
– gemeinsam zu Ökostrom-Anbieter wechseln,
– Prämien teilen und feiern,
– Nachbarschaftsinitiative oder weitere Aktionen starten (kann ein neues cooles Hobby werden).


Tellerrand In dieser Rubrik machen wir auf Studien, Aktionen, Artikel, Beiträge aufmerksam, die über Radverkehr hinausgehen, und regen zur Eigeninitiative an. Vorschläge und Gastbeiträge sind willkommen!