Category Archives: Mobilität

Zum Park(ing) Day 2017

 Heute ist Park(ing) Day!

Wer in Berlin mitmachen will, findet hier alle Infos. Oder kommt einfach spontan vorbei: Bergmannstraße/Kreuzberg, Stargarder Straße/PB, Böhmischer Platz/Neukölln, Windscheidstraße/Charlottenburg … An 13 Orten in acht Bezirken gibt es Aktionen von/mit 25 Initiativen, Verbänden und Einzelpersonen.

Ergänzung, 11:17 Hier noch der Hinweis auf einen Beitrag zur repräsentativen Umfrage des ADFC, im Vorfeld des „Internationalen PARK(ing) Day“ in Auftrag gegeben, auf dem Blog it started with a fight. Bitte auch die Diskussion verfolgen – anscheinend gab es bei der Auswertung kreative Zahleninterpretationen. Trotzdem: Mehr als 8 Prozent wären für die Grünen bei den Bundestagswahlen vor allem in den Städten drin, wenn sie in Sachen Verkehrswende endlich klare Ansagen machen würden: Weg vom Auto (egal, ob Benziner, Diesel oder Strom), hin zu Rad-, Fuß- und ÖPN-V.

Letzte Sommer-CM 2017

Am kommenden Freitag gibt’s die letzte SOMMER-CM in diesem Jahr!

Damit es wieder eine gelungene Fahrt wird, bitten wir, auf Folgendes zu achten:

Glasflaschen
Wer unbedingt Getränke aus Glasflaschen zu sich nehmen will, sollte auf diese gut aufpassen. Immer wieder fallen Glasflaschen während der Fahrt zu Boden – und bedeuten nicht selten für die Nachfolgenden das Ende der Fahrt. Reifen platt, und das war’s.
Wenn es trotz aller Vorsicht dennoch passiert, unbedingt bremsen und mit anderen Teilnehmer*innen einen Keil in Fahrtrichtung um die Stelle mit den Scherben bilden. So kann niemand in die Scherben fahren, und ihr seid beim Aufsammeln geschützt.

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CM-Keil bei Glasscherben

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Berlins Radgesetz ist (fast) da!

Logo RadentscheidDer Referentenentwurf von Deutschlands erstem Radgesetz wurde endlich vorgestellt.

Angestoßen hatte den Gesetzgebungsprozess die Initiative Volksentscheid Fahrrad vor über 24 Monaten. Ehrenamtliche sammelten binnen kürzester Zeit mehr als 100.000 Unterschriften für den ersten Gesetzesentwurf in Deutschland.


Die Initiative Volksentscheid Fahrrad hatte in gut drei Wochen ca. 107.000 Unterschriften gesammelt. Hier zu sehen: Die Übergabe der Unterschriften an die Senatsverwaltung.
Foto: Volksentscheid Fahrrad / Norbert Michalke

Der jetzige Referentenentwurf ist nicht nur gemeinsames Ergebnis von Initiativen, dem ADFC, BUND, den Regierungsfraktionen und der Senatsverwaltung; er ist auch der erste gesetzliche Vorstoß in Deutschland für eine Verkehrswende, die ihren Namen verdient.

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Der Wahlkampf hat begonnen

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Im Kleinen Tiergarten in Berlin-Moabit wird für die Critical Mass geworben.

In Moabit stehen sie schon – die Plakate für die Verkehrswende. Aber Papier ist geduldig – die kritische Masse muss auf die Räder und hinein in die Stadt. Heute Abend ist es wieder so weit – wir treffen uns um 20 Uhr am Mariannenplatz und rollen dann mit Licht und Musik durch die bald autofreien Straßen.

Wer vorher noch der Autolobby Bescheid geben will, kann sich bereits um 17.30 Uhr in der Behrenstr. 35 einfinden. Die CargoBikeFans Berlin laden zum Tête à tête mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA). Anschließend geht’s von dort mit der mitRADgelegenheit zum WARM UP am Potsdamer Platz und zur CM. Musik ist immer dabei.

Zeit, dass sich was dreht! #radentscheid

„Wenn du noch einmal mein Auto anpackst, dann schlage ich dich tot.“ Sätze wie diese müssen sich Radfahrer*innen in Berlin (und auch nicht nur in Berlin) wohl regelmäßig anhören. Gerade hatte ich auch wieder so einen freundlichen Autofahrer. Ich fuhr auf der für Radfahrer freigegebenen Busspur im Feierabendverkehr, als mich ein Autofahrer erst auf meiner Spur Schnitt, wieder auf die Straße wechselte, um dann unmittelbar vor mir auf der Busspur zu halten, um jemanden aus dem Auto zu lassen. Hinter mir kam übrigens gerade ein Bus.

„Wenn du noch einmal mein Auto anpackst, dann schlage ich dich tot“ ist keine angemessene Reaktion auf ein Klopfen auf die Windschutzscheibe.

Unterstützt den Volksentscheid Fahrrad, damit sich endlich was dreht. Twittert unter #radentscheid. Wir sehen uns morgen früh um 08:30 Uhr beim Aufstellen des Goldenen Fahrrads vor dem Roten Rathaus! (Facebook-Link)

Ride safe!

Wem gehören nur all die Karren?

Laut Statistischem Bundesamt setzen in großen Städten 30% der Haushalte allein aufs Rad – das dürfte übertrieben sein

autos vs. bike

Jedes Jahr zum Europäischen Tag des Fahrrads am 3. Juni veröffentlicht das Statistische Bundesamt ein Befragungsergebnis, das mit dem Radverkehr zu tun hat. Letztes Jahr wurde in Wiesbaden bekannt gegeben, dass 2013 in Städten ab 500.000 Einwohner 30% der Haushalte weder über Motorrad noch Auto verfügten, sondern ausschließlich Fahrräder besaßen. Das sind doppelt so viele Haushalte wie im Bundesdurchschnitt (15%) und fast acht Mal so viele wie in kleinen Gemeinden mit bis zu 5.000 Einwohnern (4%).*
2003 lag der Anteil der Haushalte ohne eigenes Kfz noch bei nur 22% – der Trend geht also deutlich hin zum autofreien Haushalt.

Dass die Zahl der motorisierten Fahrzeuge in den Großstädten dennoch zunimmt, wenn auch nicht bei den privat gemeldeten, liegt zum einen an Bevölkerungswachstum und zunehmendem Verdichtungsgrad. Zum anderen aber an den vielen Dienstwagen, die bei der Kfz-Zahl je Haushalt nicht zu Buche schlagen – sie machen inzwischen aber mehr als 50% der Neuzulassungen aus. Und auch die Pendler tragen nicht wenig zu verstopften Straßen, Emissionen und Lärm in den Städten bei.

Leider sagt die Befragung auch nichts darüber, ob die Mitglieder Kfz-freier Haushalte ihre Wege wirklich mit dem Rad zurücklegen – und nicht den ÖPNV nutzen sowie Taxis und Mitfahrgelegenheiten. Oder zu Fuß gehen. Dass es in Deutschland mehr als doppelt so viele Fahrräder wie Pkw gibt, ist auf den Straßen jedenfalls nicht sichtbar – die meisten rotten wohl vergnügt in Kellern und auf Dachböden vor sich hin.

Pressemitteilung Statistisches Bundesamt Nr. 191 vom 02.06.2014:
https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2014/06/PD14_191_632.html

* Die Zahlen beruhen auf Angaben von etwa 60.000 Haushalten. Ende 2011 gab es laut Statistischem Bundesamt 13 Städte in Deutschland mit mehr als 500.000 Einwohnern.

Der fünfte tote Radfahrer in Berlin

Polizeimeldung vom 07.06.2015
Charlottenburg – Wilmersdorf

Nr. 1354
Ein Radfahrer erlag gestern Abend kurz nach einem Verkehrsunfall in Charlottenburg seinen Verletzungen. Derzeitigen Ermittlungen zufolge war der 50-Jährige mit seinem Rennrad gegen 19 Uhr aus der Neuen Kantstraße in die Wundtstraße abgebogen und wurde dabei vom geradeausfahrenden Taxi eines 39-jährigen Fahrers im Gegenverkehr erfasst. Der Radfahrer verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus, nachdem er zuvor reanimiert worden war. Er ist der fünfte Radfahrer, der in diesem Jahr in Berlin durch einen Verkehrsunfall zu Tode kam.

http://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.326079.php

#‎StopKillingCyclists‬
=> Zur Verwendung des Hashtags StopKillingCyclists

Bald wieder so viele Radfahrer in Berlin wie 1951?

Der Jahresbericht der Verkehrslenkung Berlin mit den Pegelzählungen für den Radverkehr ist da
Bericht Radverkehr 2014
Es gibt weiter deutliche Zuwächse, und so besteht Hoffnung, dass Berlin in fünf Jahren wieder den Stand von 1951 erreicht. Die Räder sind inzwischen natürlich viel schicker … 🙂

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(Grafik: statplan – Ingenieurbüro für Verkehrserhebungen, -statistik und -planung, 2014)

Live the change you want to see

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Am 3. Juni ist Europäischer Tag des Fahrrads. Seit 1998 findet der Aktionstag statt, der auf eine Initiative von ATTAC zurückgeht. Er will angesichts der zunehmenden Verkehrsdichte durch motorisierte Fahrzeuge und der damit einhergehenden Probleme deutlich machen, dass es eine umweltfreundliche, gesunde und sozialverträgliche Alternative gibt: das Fahrrad. Weltweit gibt es schätzungsweise eine Milliarde Fahrräder, doppelt so viele wie Autos. Insbesondere in Städten ist es das geeignetste Fortbewegungsmittel. Mehr als 50% der hier zurückgelegten Wege sind kürzer als fünf Kilometer, also mit dem Fahrrad gut zu bewältigen.

Wir möchten alle einladen, sich am 3. Juni aufs Rad zu schwingen. Je mehr von uns im Sattel sitzen, desto größer ist der Effekt. Den ganzen Tag auf der Straße fahren … Live the change you want to see

Europese Dag van de fiets +++ Europäischer Tag des Fahrrads +++ Europejski Dzień Roweru +++ Evropski dan bicikla +++ Dia Europeu da Bicicleta +++ Día europeo de la bicicleta +++ European Cycling Day +++ Evropský den jízdních kol

Ghostbike für David Solomon

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Am 9. Mai 2015 wurde David Solomon an der Hardenbergstr./ Ecke Joachimsthaler Str. von einem rechtsabbiegenden Taxifahrer die Vorfahrt genommen. Mit schweren Verletzungen wurde er ins Benjamin-Franklin-Krankenhaus eingeliefert. Elf Tage lag er im Koma. Am 20. Mai wurden die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt, und Solomon verstarb.
Zwei Freunde von ihm fuhren am selben Abend beim Ride of Silence mit. Sie hatten ein Foto von David Solomon dabei, so wurden wir auf sie aufmerksam.
Heute haben sie ein Ghostbike am Unfallort aufgestellt. Sie würden sich freuen, wenn Radfahrerinnen und Radfahrer, die vorbeikommen, kurz innehalten, das Porträt von Solomon betrachten, die Dinge, die sie über ihn geschrieben haben, lesen und des im Verkehr Getöteten gedenken würden.

(Foto: via Initiative Clevere Städte, 2015)

Heute: Ride of Silence – Berlin mit vier schwarzen Bändern am Lenker

Die Berliner Polizei meldet, dass ein 4. Radfahrer seinen am 9. Mai bei einem Zusammenstoß mit einem Taxi an der Hardenbergstraße/ Ecke Joachimstaler Straße in Charlottenburg erlittenen lebensgefährlichen Verletzungen in einem Krankenhaus erlegen ist.

Unfallschema: Motorisierter Rechtsabbieger „übersieht“ geradeaus fahrenden Radfahrer.

Aktualisiert, 20.5.2015, 15:28 Uhr
Über Facebook erreichte uns die folgende Nachricht von Mike Lopez:

Ich muss aus gegebenen Anlass hinzufügen, dass am 09.05.2015 ein guter Freund von mir an der Kreuzung Joachimstaler str./Hardenbergplatz auf dem Fahrrad von einem Taxifahrer durch einen Crash tödlich verunglückt ist. An der Unfallstelle haben wir Blumen niedergelegt. Rest in Peace my dearest friend David Solomon.

Wir schließen uns diesem Wunsch an. Und fahren heute auch, um David Solomons zu gedenken.

Flashmob in Berlin – mit Sprühsahne gegen Falschparker

Am 16.1., kurz nach Mittag, war es so weit: Der von Clevere Städte initiierte Flashmob „Aber bitte mit Sahne“ war angesetzt.

Es ging darum, die Fahrradstreifen, die allzu gerne als Parkplatz für PKWs verwendet werden, wieder sichtbar zu machen. Man nehme Sprühsahne, Bademantel und ein wenig Nörgel-Resistenz, und los geht’s! Die einschlägigen Parker bekamen den Fahrradstreifen kurzerhand mit Sprühsahne über ihren PKW nachgezogen, und wenn genug Zeit war, gab’s noch ein Fahrrad dazu.

Was ich interessant fand, waren die unterschiedlichen Reaktionen der Autobesitzer. Von der demütigen Dame im schicken Designer-Mäntelchen bis hin zum Vollproll, der mit Prügeln drohte, war alles dabei.

Ein Passant regte sich fürchterlich auf, weil er diese „Sachbeschädigung“ nicht in Ordnung fand. Ob nun Sprühsahne auf einem Auto oder die absichtliche Gefährdung von Leib und Leben der Fahrradfahrer dieser Straße schlimmer sei, konnte er mir aber nicht beantworten.
Er meinte: „Um die Autofahrer kümmert sich ja das Ordnungsamt!“. Leider lag er da falsch. Das Ordnungsamt kommt hier nur alle Jubeljahre mal vorbei, und wenn es das tut, sind die Strafen meist sehr gering.

In diesem Zusammenhang auch noch mal der Hinweis auf die Petition „Machen Sie das Zuparken teurer, Herr Verkehrsminister!

11. 2. 2015 – Flashmob zum 1. Internationalen Falschparker-Tag

Am Mittwoch, dem 11. Februar 2015, findet der erste Internationale Falschparker-Tag statt. In Berlin treffen sich ab 13 Uhr Radfahrer*innen zum „Diskutieren“ in der Oranienstraße in Kreuzberg.

Anlass ist die zunehmende Gewohnheit von Motorisierten, auf Rad- und Gehwegen zu parken, ihr Fahrzeug mal eben in der zweiten Reihe abzustellen, um was auszuladen, einen Kaffee zu trinken – oder auch ganz selbstverständlich über Nacht, ohne Warnblink und jedes Unrechtsbewusstsein.
Dieses Verhalten blockiert nicht nur den Verkehr, es ist, insbesondere für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen, extrem gefährlich: Sie werden behindert, ihrer Sicht beraubt, müssen ausweichen, oft mitten in den Fließverkehr hinein.

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Wie wäre es, die Sache mal umzudrehen und sich mit Rad oder Cargo-Bike in die zweite Reihe zu stellen? Ob das auch so ohne jede Sanktion seitens der anderen Verkehrsteilnehmer*innen, des Ordnungsamts und der Polizei abgeht?

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Jubiläum: 10 Jahre „The High Cost of Free Parking“

Vor zehn Jahren erschien in der Planners Press, Chicago, ein 700-Seiten-Buch mit dem Titel „The High Cost of Free Parking“. Autor war Donald Shoup, Professor für Stadtentwicklung an der University of California, L. A., und Direktor des dortigen Instituts für Verkehrswissenschaften.

Donald Shoup auf einem Vélib-Leihrad in Paris
Donald Shoup auf einem Vélib-Leihrad in Paris, Foto via http://shoup.bol.ucla.edu/

In den USA verbrauchen Parkplätze und -buchten eine Fläche in der Größe des Bundesstaates Connecticut. Bei einer globalen privaten Automobilquote, die mit der in den USA vergleichbar wäre, und einer ähnlichen Praxis, die der Logik „ein Fahrzeug = eine Parkbucht im öffentlichen Straßenraum“ folgt, wäre, um alle Autos abstellen zu können, eine Fläche in der Größe von England notwendig.

Shoup zeigt in seinem Buch, das zu den Klassikern in der Stadtentwickler-Szene gehört, dass das Überangebot an kostenlosem Parkraum eine gigantische öffentliche Subvention darstellt, die das Autofahren gegenüber alternativen Mobilitätsformen (Gehen, Radfahren, ÖPNV) extrem bevorteilt. In riesigem Ausmaß werden öffentliche Ressourcen (Straßenraum, Land, Luft) privatisiert und sind nicht oder nur noch eingeschränkt durch andere Akteure nutzbar. Durch die Privatisierung treten selbstverstärkende Mechanismen auf, die rasch zu einer Übernutzung der Ressourcen führen. Städtische Infrastrukturen werden nicht mehr für die Bewohner, sondern für Autos gebaut. Der private Autoverkehr beansprucht das Common Good Straßenraum so stark, dass er andere Gruppen in ihrer Mobilität nicht nur einschränkt, sondern physisch gefährdet.

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Die CM Berlin hat ein Logo

Der Logo-Wettbewerb ist seit Mitternacht beendet:
Vielen, vielen Dank an alle, die uns ihre Entwürfe geschickt haben.
Und an euch alle für die Abstimmung.

Hier die drei Erstplatzierten:

1. Platz: Thorbjørn Andersen mit 214 „LIKES“
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2. Platz: Gitti la Mar mit 189 „LIKES“

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3. Platz: Thomas Hollnack mit 96 „LIKES“

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Ab dem neuen Jahr fahren wir dann also mit Bären im Zahnkranz.
Freut euch auf eine neugestaltete Seite zur ersten CM am 30. Januar 2015!
Good ride!

Night-Ride in Prag

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Prags Großbauprojekt heißt Blanka. Der längste innerstädtische Straßentunnel Europas soll die völlig verstopfte Prager Innenstadt vom Verkehr entlasten – seit 2007 wird gebaut, in Betrieb genommen werden sollte der Komplex bereits 2011. Doch seit Jahren warten die Prager Autofahrer*innen auf die Eröffnung. Die Bürgermeister kommen und gehen, die Firmen und Rechtsanwälte verdienen, inzwischen traut sich niemand mehr, auch nur einen Termin für die Eröffnung zu nennen. Und Verkehrsexperten zweifeln, ob der Tunnel überhaupt den gewünschten Effekt haben und nicht noch mehr Verkehr verursachen wird.

Blanka ist also das Schönefeld Prags – die Probleme ganz ähnliche: Beleuchtung, Lüftungsanlage und elektronische Steuerzentrale im Dauertest. Die ursprünglich angesetzten 21 Milliarden Kronen (ca. 765 Millionen Euro) für den Bau haben sich inzwischen auf rund 37 Milliarden Kronen (ca. 1,35 Milliarden Euro) fast verdoppelt.

Eigentlich schade, dass mehr als 6 Kilometer asphaltierte mehrspurige Superstraße, beleuchtet und überdacht, so ungenutzt sind, dachten sich da einige Prager Fahrradaktivist*innen – und machten sich an einem Abend Ende November auf – der Namenstag von Blanka (2.12.) stand kurz bevor! -, um den Tunnel mal auszuprobieren.

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Martin Kontra vom BAJKAZYL, seine Söhne Nikola (Niki) und Andrej (dessen Idee das Ganze war), außerdem Eliška, Jára, Urna und Teo. Das sind: 2 Skateboards, 2 Single Speeds, ein Straßenrad, ein MTB und ein Fixie.
Autotunnel üben ja auch in Berlin eine gewisse Faszination und Anziehungskraft auf Radfahrer*innen aus. Die, die bei der CM schon länger dabei sind, kennen das nervenkitzelnde Spiel um den Tiergarten-Tunnel. Der ist allerdings befahren, was die Sache durch die ungewarnt reinbrausenden Autos ziemlich gefährlich macht. Aber ein LEERER Tunnel?

Erster Check – Tunneleinfahrt auf Höhe des Sparta-Stadions. Im Wachhäuschen ein Typ vor der Glotze, daneben ein geparktes Auto. Kurze Absprache unterhalb der Kamera, dann fahren wir weiter. Wir wissen von einigen Leuten, die schon auf Longboards durchgefahren sind, dass einige von ihnen Strafe zahlen mussten. In der Theorie sah alles sehr einfach aus, jetzt dagegen müssen wir unsere großen Räder an Wachmann, Licht und Zaun vorbeibekommen – kein Spaß!
Das Einzige, worauf man sich verlassen kann, ist die Unaufmerksamkeit der Wachmannschaft. Wir suchen weiter. Die Einfahrt unterhalb der Prasny-Brücke sieht vielversprechender aus. Kein Auto, im Häuschen eine angenehm wirkende junge Frau, die Kamera nimmt nur den Tunneleingang auf. Wir gehen seitlich am Zaun entlang, Richtung Tunneleinfahrt, suchen uns eine Stelle mit einem Höhenunterschied von ca. 2 Metern über der Fahrbahn. Hier sind zwei Zäune.
Die Zäune mit ein paar Longboards auf dem Rücken zu überwinden ist ein Kinderspiel gegen das Drüberwuchten der Räder, vor allem wenn so ein hyperschwerer alter Stahlrahmenkoloss dabei ist.

Aber sie schaffen’s. Werfen die Räder über die Zäune, klettern selbst hinterher, dann kurzes Warten, ob sich im Wachhäuschen was regt. Nichts. Die junge Frau schaut weiter Fernsehen, für sie ist dank der riesigen Werbetafel vorm Fenster nichts zu sehen. Und die Kamera überwacht die andere Straßenseite, das Chaos dort lenkt vom Chaos direkt vor ihrer Nase ab.

Also alles perfekt, es gibt keinen Grund, länger zu warten. Jára gibt den Befehl, es geht los.
Der Plan: unauffällig den Tunnel infiltrieren.

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Jára und Kontra springen von der Betonmauer auf den Asphalt. Die anderen reichen ihnen die Räder runter. Dann springt auch der zehnjährige Niki mutig in den zwei Meter tiefen Abgrund, der Rest hinterher – in weniger als einer Minute sind alle auf der Fahrbahn.

Jára zischt als Erster los, der Adrenalinspiegel steigt. Der dritte Zaun lässt sich einfach umfahren, sie ziehen links an ihm vorbei in den Tunnel. Durch das leichte Gefälle vom Stadtteil Letna nach Troja nehmen sie schnell Fahrt auf. Räder und Boards beschleunigen.

Andrej und Teo nehmen den Tunnel mit maximaler Eleganz in Angriff, Niki fährt freihändig, merkt erst jetzt, dass er den Helm vergessen hat. Urna holt den Fotoapparat raus, Jára fährt Slalom, Kontra versucht dasselbe freihändig, Eliška ist begeistert, alle bester Stimmung.
Kein Wachschutz, kein Einsatzfahrzeug … von der Tunneldecke wunderbares gelbes Licht, alles ganz neu, die roten Ampellichter leuchten. Und unter uns der Sound des Gummis.

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Nach einigen weiteren 100 Metern geht es schon wieder bergauf. Die Moldau ist unterquert, und sie befinden sich wieder oberhalb des Wasserspiegels, jetzt geht es rauf nach Troja. Die letzten 100 Meter werden richtig steil, Jára und Kontra spielen Lokomotive, ziehen Teo und Andrej auf ihren ziemlich lahmen Brettern den Hügel rauf.

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Der letzte Zaun kommt näher, aber kein Wachmann, keine Kamera, nichts. Völlig ungestört werfen sie die Räder und Boards über den Zaun, springen hinterher. Und da ist schon der Mond, leuchtend gelb am nachtschwarzen eisklaren Winterhimmel.

Große Freude … Über uns strahlt die neue Troja-Brücke, die Wolken hängen tief, überall Lichter … und zwei Sachen sind klar: Wir sind die Ersten, die da mit Rädern durch sind. Und: Prag ist mal wieder ein klein wenig großartiger geworden.

VIDEO: Night-Ride in Prag

Fotos / Zeichnungen => Bajkazyl