Juten Tach, ich bin … Johannes

Johannes, oder kurz einfach Hannes, lebt in Neukölln. Momentan ist er in den letzten Zügen seines Kamerastudiums an der Filmuniversität Babelsberg, weshalb er auch viel unterwegs ist. Wenn möglich hat er sein Rad dabei, aber nun lest selbst…

Wie oft bist Du im Alltag mit dem Rad unterwegs?

Eigentlich bewege ich mich ausschließlich mit dem Fahrrad. Egal ob das in die Kletterhalle, zum Technikverleih in Charlottenburg oder nur kurz zum Einkaufen ist.
Dazwischen fahre ich gerne mal auf dem Tempelhofer Feld ein paar Runden, versuche mich im Rückwärtsfahren oder anderen Tricks. Dort ist halt viel Platz für solch einen Spaß.

Mit welchem Rad fährst Du am liebsten?

Mittlerweile fahre ich eigentlich ausschließlich mit meinem 8Bar-Fixie. Früher noch hin und wieder mit meinem Rennrad oder Mountainbike, aber die stehen leider grade nur noch im Keller.

Wann war Deine erste Critical Mass? Was empfandest Du dabei und wie bist Du darauf aufmerksam geworden?

Ich erinnere mich gar nicht mehr genau, wann meine erste Critical Mass war. Muss so vor ein paar Jahren gewesen sein. Eine Freundin hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Da meine erste Critical Mass im Winter war, war natürlich nicht so richtig viel los. Aber das Gefühl als geschlossene Gruppe quer durch Berlin zu fahren war auch damals schon der Wahnsinn. Ich meine, wann hat man das schon mal, dass einem als Fahrradfahrer die Straße gehört?

Fährst Du regelmäßig mit?

Da ich viel unterwegs bin, muss ich schon Glück haben, dass ich regelmäßig mitfahren kann. Eigentlich fahre ich jedes Mal mit, wenn ich in Berlin bin. Egal ob es die Critical Mass oder nur die Neuköllner BezirksRundfahrt ist.

Was ist Deine Intention an der Critical Mass teilzunehmen?

Ich glaube es ist wichtig, dass man die Autofahrer (Ich besitze selber auch ein Auto) dafür sensibilisiert, dass Fahrradfahrer gleichwertige Verkehrsteilnehmer sind. Oft habe ich das Gefühl, dass viele Autofahrer der Meinung sind, die Straße gehöre ihnen alleine. Es fehlt der gegenseitige Respekt aller Verkehrsteilnehmer. Zumal besonders in Städten die Fortbewegung per Verbrenner-Motor umhüllt von 2 Kubikmeter Blech nicht die Lösung sein kann. Ich hatte mal gelesen, dass auf die 3,6 Millionen Einwohner Berlins, ca. eine Millionen Autos kommen. Wovon allerdings jedes im Schnitt 23h / Tag steht – das kann es doch nicht sein, oder?
Ein weiterer Grund an der Critical Mass teilzunehmen ist für mich öffentliches Interesse zu wecken. Wenn ich mir beispielsweise die Verkehrsführung für Fahrräder in den Niederlanden oder in Dänemark anschaue, dann verstehe ich nicht, dass nicht auch in Berlin schon viel länger eine sichere und schnellere Fortbewegung mit dem Fahrrad ermöglicht wird. Es tut sich viel, aber wir sind noch sehr weit davon entfernt, dass es „lukrativer“ ist sich mit dem Fahrrad in Berlin fortzubewegen als mit dem Auto. Das sollte letztendlich das Ziel sein. Ich denke, die komplette Verbannung des Auto aus den Ballungszentren ist schwer möglich (Lieferverkehr, etc.) aber wenn ich mir vorstelle, dass alle denen es möglich ist aufs Rad umzusteigen, das auch tatsächlich tun würden…das wäre ein Traum. Als Raucher muss ich mich nicht über Verschmutzung der Stadt durch Diesel beklagen. Ich halte das Dieselverbot übrigens für absolut schwachsinnig, aber die Vorstellung wie viel mehr Platz wir hier in Berlin hätten und wie viel ruhiger es wäre, macht mich etwas traurig, denn ich glaube so weit wird es in absehbarer Zeit nicht kommen.
Neben all diesen Aspekten, ist es aber auch einfach toll mit Freunden Rad zu fahren und dabei mal auf das Anhalten an roten Ampeln verzichten zu können!

Was ist Deiner Meinung nach besonders positiv an der Critical Mass und dadurch extra erwähnenswert?

Neben dem Event an sich finde ich schön, dass es ein sich selbst organisierendes Konstrukt ist. Es ist bei einer CM nicht wirklich klar wie der Streckenverlauf ist und einmal hatte ich auch schon das Glück die Gruppe um ein paar Ecken leiten zu dürfen. Außerdem findet man ja in der Regel immer in der Gruppe das Lastenrad seiner Wahl – also bzgl. der Musik! An dieser Stelle vielen Dank an die Menschen die sich die Mühe machen uns mit Musik zu verköstigen.

Gibt es auch negative Aspekte, die Du uns mitteilen möchtest?

Was ich allerdings auch schon beobachtet hatte war, dass die Kommunikation mit der Polizei manchmal sehr dürftig war oder gelacht wurde, wenn man die Polizei verwirrt hatte, wo als nächstes abgebogen wird. Das finde ich irgendwie schade, denn sie sind ja, zumindest in diesem Fall, da um die CM sicherer zu gestalten. Außerdem erschreckt mich die Aggressivität wartender Autofahrer gegenüber den Radfahrern*innen die grade korken.

Wie stellst Du Dir das Radfahren in der Stadt der Zukunft vor? Was wünschst und erhoffst Du Dir hierfür?

Wie schon gesagt, wünsche ich mir ein für Fahrräder besser ausgebautes Verkehrsnetz, welches jeden Radfahrer und jede Radfahrerin sicher ans Ziel bringt. Außerdem ein generelles Umdenken, denn ich glaube das Auto kann nicht Fortbewegungsmittel Nummer eins bleiben. Auch an kalten Tagen ist besonders in Berlin die Fortbewegung mit Rad und/oder den Öffentlichen absolut hervorragend und es ist daher eigentlich nicht notwendig sich ins Auto zu setzen.

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