Roberto Burle Marx

Berlin hätte einen Platz haben können, der nach Sonne, tropischen Pflanzen, Südsee aussieht, sogar im Novembergrau. 1994 gab es einen Entwurf des brasilianischen Landschaftsarchitekten, Malers, Bildhauers und Designers Roberto Burle Marx für die Gestaltung des Rosa-Luxemburg-Platzes (zusammen mit dem Büro Lehnhoff+Partner).

Roberto Burle Marx: Entwurf für die Gestaltung des Rosa-Luxemburg-Platzes, Berlin, in Zusammenarbeit mit Lehnhoff+Partner (1994).

Allein der elegante Einstieg zur U2 lässt einen die Nichtrealisierung beweinen. Und: Was hätte  so eine Platzgestaltung nicht alles im immer grauen Berlin bewirken können? Wie sähe jetzt die Gegend um den Hauptbahnhof aus? Die riesige Fläche zwischen Kanzleramt und Reichstag? Der Alexanderplatz?

Dass man allein durch die Gestaltung und Farbe des Pflasters einen öden Platz in einen attraktiven Ort verwandeln kann, hat der 1909 in São Paulo geborene Burle Marx hundertfach bewiesen. Weltberühmt ist seine zum Meer hin wellenförmige, auf Mittelstreifen und Bürgersteig abstrakt-florale Pflasterung der Avenida Atlântica (1970) an der Copacabana, die eine elegante Verbindung zwischen Meer und Strand sowie Küstenstraße und -bebauung schafft.

Roberto Burle Marx: Avenida Atlântica an der Copacabana, Rio de Janeiro (1970).

Ebenso schön und zum Verweilen und Flanieren einladend ist die Gestaltung des Biscayne Boulevard in Miami.

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Roberto Burle Marx: Biscayne Boulevard, Miami (1988–2004). – Foto: Burle Marx Landscape Design Studio, Rio de Janeiro. Alle Rechte vorbehalten.

In der Kunsthalle der Deutschen Bank in Berlin (Unter den Linden 13/15)  ist jetzt eine Ausstellung zu Roberto Burle Marx zu sehen: „Roberto Burle Marx: Tropische Moderne“. Sie präsentiert die gesamte Bandbreite des künstlerischen Schaffens des Landschaftsarchitekten, Malers, Bildhauers, Bühnenbildners, Designers und Umweltaktivisten.

Burle Marx kam 1928 das erste Mal mit seinen Eltern aus Rio de Janeiro nach Berlin und erkundete die deutsche Hauptstadt, das Laboratorium der Moderne. Sein Vater Wilhelm Marx war Ende des 19. Jahrhunderts von Trier nach Brasilien ausgewandert, so ist der junge Burle Marx mit der deutschen Kultur, insbesondere Theater und Oper, bereits vertraut. Jetzt besucht er die Sammlung moderner Kunst im Kronprinzenpalais, der deutsche Expressionismus und van Gogh beeindrucken ihn zutiefst. Neben seinem Studium der Malerei ist er viel im Botanischen Garten in Dahlem, erst dort erkennt er die Schönheit der brasilianischen Flora, der Philodendren, Bromelien und Wasserlilien, die in den Gärten seiner Heimat ignoriert, aber hier liebevoll kultiviert werden. Aus der Verbindung von abstrakter, expressionistischer, surrealer, dadaistischer Kunst und Pflanzenstudium entsteht Burle Marx‘ einzigartiges, die Grenzen zwischen unterschiedlichen Medien und Disziplinen überschreitendes Schaffen.

Kunsthalle der Deutschen Bank, Unter den Linden 13/15
Täglich geöffnet von 10–20 Uhr
Montags sowie für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren Eintritt frei, sonst 4/3 Euro

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