Philippe Crist, Mobilitätsvordenker der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD, wirft einen neuen Blick auf das Zufußgehen und Radfahren. Sein neues Paradigma nennt er „aktive Mobilität“. Das klingt nicht nur besser als „nichtmotorisierter Verkehr“, sondern führt auch weg von reinen Umweltargumenten und Verzichtsappellen. Für eine wirkliche Verkehrswende brauche es attraktive Lebensstile, um die Menschen zu motivieren, sagt Christ im Interview. Ein Gastbeitrag.
Herr Crist, der Begriff Aktive Mobilität soll Zufußgehen und Fahrradfahren in ein neues Licht rücken. Wie hat sich der Blick darauf in den vergangenen Jahren verändert?
Aktive Mobilität hat Eingang gefunden in politische Debatten sowohl über Verkehr als auch über Stadtentwicklung. Das ist sehr hoch einzuschätzen. Das Wichtigste dabei ist, dass viele Menschen, auch viele Entscheidungsträger, jetzt über die einfachen Entweder-oder-Lösungen hinausblicken, wenn es um Zufußgehen und Fahrradfahren geht.
Diese Verkehrsmittel wurden vielfach nur als Hindernis angesehen und die Straßen in unseren Städten auf ihre reine Transportfunktion reduziert. Das war ein historischer Fehler. Wenn die Straßen voller Fahrzeuge sind, leidet unser Körper genauso wie unsere Psyche. Lebendige Straßen tragen zu einem gesunden städtischen Leben bei. Die Tatsache, dass viele Städte dieses Potenzial nunmehr ausdrücklich erkennen, ist eine der wichtigsten Entwicklungen der vergangenen Jahre.
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