Zur Verwendung des Hashtags StopKillingCyclists‬

Nach jedem schweren Verkehrsunfall mit Fahrradfahrer*innen die gleichen Reflexe:
Der Schwächere ist zwar für immer von den Folgen gezeichnet oder musste sogar mit dem Leben bezahlen, aber ein Großteil der Öffentlichkeit ist sofort bemüht, ihm eine Mitschuld zu unterstellen. Wenn die Mitschuld eindeutig widerlegt ist, greift man auf Vorurteile gegen Fahrradfahrer*innen als solche zurück.

Die Verwendung des Hashtags StopKillingCyclists‬ könnte als Retourkutsche gedeutet werden. Wir verwenden ihn jedoch vollkommen losgelöst von der Schuldfrage im konkreten Fall. Es geht nicht darum, den in den Unfall verwickelten Fahrzeugführer vorzuverurteilen oder pauschal alle LKW-/ PKW-Fahrer*innen zu verunglimpfen. Wir wissen, jede/r Autofahrer*in ist potenziell auch Fußgänger oder Fahrradfahrerin.

Es geht uns aber darum, darauf aufmerksam zu machen, dass wir im 21. Jahrhundert in Städten leben, in denen Verkehrsinfrastruktur, Straßenverkehrsordnung sowie Größe und Ausstattung zugelassener Fahrzeuge systemisch dazu führen, dass Menschen getötet oder (schwer) verletzt werden.

Das bedeutet, dass Stadtbewohner*innen nicht im vollen Umfang das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Artikel 2, GG) zugestanden wird.
Das bedeutet, dass als Naturgesetz ausgegeben wird, dass für Kinder, Ältere und Gebrechliche der öffentliche Raum nur sehr eingeschränkt zur Verfügung steht, während Motorisierte das Privileg genießen, diesen Raum für das Ausleben ihrer Mobilitätswünsche zu besetzen.

Der Hashtag StopKillingCyclists‬ wendet sich gegen die systemische Gewalt des motorisierten Verkehrs, der, unabhängig von individuellem Fehlverhalten, billigend in Kauf nimmt, dass Menschen getötet oder (schwer) verletzt werden.

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