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Radfahrende als Stauverursacher?

In der Regel haben Staus nichts mit Radfahrenden zu tun, sondern sind eine direkte Folge der Menge an Autos auf den Straßen. Wäre dies nicht der Fall, gäbe es Staus nur auf städtischen Straßen und nie auf Autobahnen (wo niemand Rad fährt).

Bildergebnis für radfahrer berlin
Hat mal wieder ein Stadtradler einen üblen Stau verursacht? 

Fährt ein Auto oder Bus hinter einer Radfahrerin her, wird die Fahrt nur vorübergehend verlangsamt. Staus werden durch den Autoverkehr verursacht, insbesondere durch die Warteschlangen an Kreuzungen. Als Autofahrer kommt man, hält man sich an die Verkehrsregeln (Tempolimit, regelkonformes Überholen), an derselben Position in der Warteschlange an – hinter einem Radfahrer herzufahren kostet meist keine Zusatzzeit.

Ähnliches Foto

Bald wieder so viele Radfahrer in Berlin wie 1951?

Der Jahresbericht der Verkehrslenkung Berlin mit den Pegelzählungen für den Radverkehr ist da
Bericht Radverkehr 2014
Es gibt weiter deutliche Zuwächse, und so besteht Hoffnung, dass Berlin in fünf Jahren wieder den Stand von 1951 erreicht. Die Räder sind inzwischen natürlich viel schicker … 🙂

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(Grafik: statplan – Ingenieurbüro für Verkehrserhebungen, -statistik und -planung, 2014)

Zum Beispiel: Wien

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In Wien boomt der Radverkehr. Die automatischen Zählstellen haben 2014 bis zu 24% mehr Radfahrer*innen als im Vorjahr gezählt (ja, Wien hat Zählstellen!). Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou sagt dazu: „Die Wienerinnen und Wiener entdecken das Fahrrad als ihr Verkehrsmittel. Für die Stadt ist diese Entwicklung zu begrüßen: Mehr Radverkehr bedeutet weniger Abgase, weniger Stau und mehr Spaß und Bewegung.“

Mehr Radverkehr bedeutet weniger Abgase, weniger Stau und mehr Spaß und Bewegung.

Aber die Wiener und Wienerinnen werden von ihrer Stadt auch nicht allein gelassen. Die österreichische Hauptstadt fördert den Radverkehr durch den Ausbau einer fahrradgerechten Infrastruktur. Das zeigt Wirkung und bringt Anerkennung: 72 Prozent der Radfahrer*innen geben im „Fahrrad-Report 2014“ der Mobilitätsagentur Wien an, dass sich die Bedingungen für das Radfahren verbessert haben. Aber das ist erst der Anfang.

Im Stadtentwicklungsplan „Step 2025“ wurden von der rot-grünen Stadtregierung ambitionierte Ziele formuliert. In zehn Jahren sollen die Wiener 80% der Wege mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, auf dem Rad oder zu Fuß zurücklegen. Nur noch 20% würden dann auf den motorisierten Individualverkehr entfallen. Heute sind es noch 27%. Um die gesetzten Ziele zu erreichen, sollen ÖPNV und Radwegenetz ausgebaut und die Gehwege verbreitert werden. Ein interessanter Ansatz ist auch die „Beibehaltung von Sperren nach Baustellen“. „Ein Teil der Novaragasse im 2. Bezirk musste aufgrund des U-Bahn-Baus für fünf Jahre geschlossen werden. Nach den Bauarbeiten haben wir sie nicht mehr aufgemacht und niemand hat sich aufgeregt“, sagte Gerhard Kubik von der SPÖ.

Da bieten sich für Berlin ganz neue Chancen: Unter den Linden, Invalidenstraße, Straße des 17. Juni, Turmstraße, Hardenbergstraße, Skalitzer … – könnten alles Fahrradstraßen mit breiten Gehwegen werden.

Wie war das jetzt mit dem Radwegenetzplan der Grünen für Berlin …

Wer mehr Radverkehr will, muss deutlich sagen, dass er einen Gegner hat: das Auto

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Es wird diskutiert. Im adfc, mit dem adfc. Darüber freuen wir uns.
Denn wir brauchen mehr Öffentlichkeit. Eine Diskussion darüber, wie wir leben wollen. In den Städten und auf dem Land.

(Dass hier auf dem Blog eher aus einer großstädtischen Perspektive, und zwar der Berliner, geschrieben wird, ist klar und keine Arroganz, es ist der Blog der CM Berlin. Hier kennen wir uns am besten aus, sehen die Fortschritte und wissen um die vielen, vielen Probleme. Das bitte beim Weiterlesen im Kopf behalten.)

Der größte Fortschritt, den der Radverkehr in den letzten Jahren gemacht hat, ist seine Zunahme am Gesamtverkehrsaufkommen. Für Berlin bedeutet das: Ohne dass die Stadt sonderlich viel unternommen hätte, sei es bei der Finanzierung, der Bildung oder gar einem Nachdenken darüber, wie Berlin wirklich eine Fahrradstadt werden könnte, fahren immer mehr Menschen Rad. Das ist erstaunlich, denn es wird ihnen nicht gerade leicht gemacht.

Sie tun es trotzdem. Und zwar nicht, weil es gesund, ökologisch und ressourcenschonend ist – sondern weil Radfahren billig ist und man auf dem Rad am schnellsten vorankommt. Und weil es Spaß macht. Sogar bei solchem Wetter wie gerade: Mordswind und Schneeregen. Wer da in seinen klatschnassen Klamotten nicht in die Kapuze lacht und, während die Finger wieder auftauen, seine Lebendigkeit spürt …

Die spürt man auch, als etwas sehr Kostbares, wenn einem mal wieder die Vorfahrt genommen wurde. Von den Verkehrsteilnehmern, die die Radfahrer*innen am meisten behindern, bedrohen, verletzen, töten: den Autofahrer*innen. Aber wer so spricht, wer klar sagt, wer der Hauptgegner des Radverkehrs ist, macht sich gegenüber Politik und Verwaltung lächerlich und kann unmöglich ernst genommen werden.

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