„Stadtverträglicher Autoverkehr“
So sieht sie aus, die „Stadt der Zukunft“, wie sie sich die SPD vorstellt.
Wofür sind Städte da? Um darin zu wohnen, zu essen, spazieren zu gehen, Freunde zu treffen, zu arbeiten, sich zu bilden, mit anderen Erfahrungen auszutauschen, sich zu verlieben, zu feiern, gemeinsam Dinge anzupacken? Oder um Auto zu fahren? So schnell wie möglich – und ohne Rücksicht auf das Leben drum herum?
„Stadtverträglicher Autoverkehr“, für den sich die SPD-Fraktion in Berlin jetzt starkmacht, kann nur bedeuten: So wenig Autoverkehr wie möglich. Denn Städte sind nicht für Autos gemacht, sondern für Menschen. Und die haben, weil sich nicht alle Bedürfnisse da befriedigen lassen, wo sie sich aufhalten, Mobilitätswünsche. Um von A nach B zu kommen braucht es aber in den allerwenigsten Fällen private Pkw. Dafür gibt es U-Bahnen und Busse, Fahrräder, und ja, man kann auch zu Fuß gehen.
Das geschieht schon, vor allem innerhalb des S-Bahnrings. Denn dort gibt es sie bereits: die Stadt der kurzen Wege. Die Infrastruktur ist so gut, das Netz aus Läden, Kitas, Schulen, Arztpraxen, Bibliotheken, Parks, Cafés und Restaurants, Sportstudios, Kinos, Galerien, Schwimmhallen etc. so dicht, dass man, um seine vielfältigen Bedürfnisse zu befriedigen, nur wenige hundert Meter bis ein paar Kilometer zurücklegen muss. Wozu es da ein Auto braucht? Genau, braucht es nicht.
Berlin hat eine der niedrigsten privaten Kfz-Quoten Deutschlands. Sie liegt bei 342 Pkw je tausend Einwohner. Die der Fahrräder dagegen bei 721 je tausend Einwohner. Es gibt also mehr als doppelt so viele (potentielle) Rad- wie Autofahrer. (siehe: zuletzt erfasste Daten der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz)
Weshalb jetzt trotzdem wieder für den Autoverkehr, dem schon überproportional viel öffentlicher Raum zugestanden wird, der die Umwelt belastet, schwere Unfälle verursacht und die Lebensqualität mit Lärm und Abgasen und zugestellten Straßen massiv beeinträchtigt, die Trommel gerührt wird? Rational zu verstehen ist das nicht. Die Berliner SPD träumt von Autopendlerschneisen in die Innenstadt, statt für eine Mobilität zu kämpfen, die zukunftsweisend und einwohnerfreundlich ist. Für viele in der Stadt wird sie mit ihrer Politik von gestern unwählbar.
Am kommenden Sonntag ist Sternfahrt – die größte Fahrraddemo der Welt. Gute Gelegenheit, um der SPD Berlin die Meinung zu sagen.