Juten Tach, ich bin …. Jörg

Jörg kam vor 17 Jahren aus Nordhessen in den Berliner Norden. Seine
alltäglichen Wege erledigt er zu Fuß oder wie man unschwer am Foto erkennen kann mit seinem Lastenrad, auf dem er auch gerne eine Musikanlage
transportiert. Weshalb er auch Critical Bass Berlin ins Leben rief, aber nun lest selbst…

Wie oft bist Du im Alltag mit dem Rad unterwegs?

Ich erledige alle Wege mit dem Rad oder zu Fuß. Ich habe aus Überzeugung heraus vor fünf Jahren meinen alten Diesel-PKW abgeschafft und ihn bis heute nicht vermisst.
Im täglichen Stadtverkehr bin ich dank modernem Elektrolastenrad immer staufrei
unterwegs.
Auch die stressige Suche nach geeigneten Parkplätzen ist mir mittlerweile genauso fremd, wie der teure Gang zur Tankstellenkasse!

Mit welchem Rad fährst Du am liebsten?

Ich bin süchtig nach Lastenrädern und unsterblich in das „Bullitt“ von „Larry vs. Harry“ verliebt! Aufgrund einer schweren Rückenerkrankung fahre ich momentan das
E-Modell (Shimano Steps).

Wann war Deine erste Critical Mass? Was empfandest Du dabei und wie bist Du darauf aufmerksam geworden?

Meine erste Critical Mass war an einem Sonntag im April 2015. Ich war überwältigt von der lockeren, direkt ansteckenden Stimmung und habe den Ride zum Hahneberg sehr genossen. Aufmerksam wurde ich auf die CM, als ich krankheitsbedingt lange
Monate liegend vor Fernseher und Computer verbringen musste und nach deren
Entdeckung fast alle Berliner CM-Videos im Netz aufgesaugt habe.
Die Critical Mass war einer der Hauptgründe, mich nach langer und schmerzhafter Krankheit wieder aufs (E)Fahrrad zu wagen.

Fährst Du regelmäßig mit?

Oh ja: seit meiner ersten Freitags Critical Mass im Sommer 2015 bin ich absolut
addicted! Nach nur drei Teilnahmen hatte ich plötzlich einen Musikanhänger, ein Jahr später das passende E-Lastenrad… Die Critical Mass Berlin hat mich voll und ganz in ihren Bann gezogen!

Was ist Deine Intention an der Critical Mass teilzunehmen?

Zum einen ganz klar der Gemeinschaftscharakter, gleichgesinnte Menschen und
Freunde treffen, Spaß, Musik.
Zum Anderen sehe ich es als eine Art persönliches, monatliches Zeichen gegen die
vielen Aggressionen und Gefahren, die ich als Radfahrer jeden Tag vom motorisierten Verkehr zu spüren bekomme.
Ich finde die Bewegung ist ein klares, wenn auch unpolitisch ausgelegtes, Statement für sicheres Radfahren und eine ökologischere Art der urbanen Fortbewegung.
Ich wünsche mir manchmal, die Critical Mass wäre wirklich der Anfang einer echten Veränderung, maybe some kind of revolution?

Was ist Deiner Meinung nach besonders positiv an der Critical Mass und
dadurch extra erwähnenswert?

Besonders finde ich die Zusammensetzung und Entstehung der jeweiligen Massen.
Kein fester Veranstalter, keine Organisation, keine festen Rollen und dennoch treffen sich jedesmal tausende Menschen. Die bunte, lockere Zusammensetzung der Masse, die Vielfalt der teilnehmenden Menschen, völlig egal welcher Herkunft, Religion oder aus welchem politischen Lager, das ist es, was mich immer wieder fasziniert, alle mit
einem gemeinsamen Ziel: Sicher Radfahren!

Gibt es auch negative Aspekte, die Du uns mitteilen möchtest?

Sicherlich gibt es dann auch mal den ein oder anderen unschönen Aussetzer einzelner Teilnehmer. Es ist eine große Masse und jeder ist nun mal für sich verantwortlich.
Was ich allerdings überhaupt nicht mag, sind Aggressionen!
Ganz egal ob als Reaktion auf einen vermeintlichen „Angriff“ oder aus Frust über die allgemeine Situation: Mit emotional unkontrollierten Aggressionen steigern wir uns nur noch weiter in eine sinnlose Gewaltspirale hinein, damit ist niemandem geholfen.
So schwer es zu sein scheint, lieber mal aufeinander zugehen, miteinander reden,
notfalls halt auch mal vor Gericht!

Wie stellst Du Dir das Radfahren in der Stadt der Zukunft vor? Was wünschst und erhoffst Du Dir hierfür?

Da schweift mein Blick sehr schnell in die Niederlande oder nach Kopenhagen.
Eine gerecht aufgeteilte, gut überlegte und vor Allem sichere Verkehrsführung mit gut ausgebauten, zeitgemäßen Wegen und Fahrspuren für alle Verkehrsteilnehmer wäre ein echter Meilenstein!
Das dafür gerade in Deutschland der motorisierte Verkehr massiv zurückgedrängt
werden müsste, steht außer Frage. Herrscht doch bei uns, im Gegensatz zu anderen
europäischen Ländern, der motorisierte Verkehr immer noch auf fast 70% der
öffentlichen Flächen!
Eine besser aufgeteilte Infrastruktur, günstiger Nahverkehr, sichere Radwege und so
etwas wie öffentlicher Aufenthaltscharakter für Fußgänger, das wäre mein Traum!
Da ein besseres Miteinander leider nicht immer ganz ohne Regeln und deren
Einhaltung auskommt, würde ich mir auch mehr Kontrollpersonal und höhere
Bußgelder für ALLE Verkehrsteilnehmer wünschen, auch wenn ich mich mit diesem
Punkt vielleicht bei manchen unbeliebt mache!

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