Wem gehören nur all die Karren?
Laut Statistischem Bundesamt setzen in großen Städten 30% der Haushalte allein aufs Rad – das dürfte übertrieben sein
Jedes Jahr zum Europäischen Tag des Fahrrads am 3. Juni veröffentlicht das Statistische Bundesamt ein Befragungsergebnis, das mit dem Radverkehr zu tun hat. Letztes Jahr wurde in Wiesbaden bekannt gegeben, dass 2013 in Städten ab 500.000 Einwohner 30% der Haushalte weder über Motorrad noch Auto verfügten, sondern ausschließlich Fahrräder besaßen. Das sind doppelt so viele Haushalte wie im Bundesdurchschnitt (15%) und fast acht Mal so viele wie in kleinen Gemeinden mit bis zu 5.000 Einwohnern (4%).*
2003 lag der Anteil der Haushalte ohne eigenes Kfz noch bei nur 22% – der Trend geht also deutlich hin zum autofreien Haushalt.
Dass die Zahl der motorisierten Fahrzeuge in den Großstädten dennoch zunimmt, wenn auch nicht bei den privat gemeldeten, liegt zum einen an Bevölkerungswachstum und zunehmendem Verdichtungsgrad. Zum anderen aber an den vielen Dienstwagen, die bei der Kfz-Zahl je Haushalt nicht zu Buche schlagen – sie machen inzwischen aber mehr als 50% der Neuzulassungen aus. Und auch die Pendler tragen nicht wenig zu verstopften Straßen, Emissionen und Lärm in den Städten bei.
Leider sagt die Befragung auch nichts darüber, ob die Mitglieder Kfz-freier Haushalte ihre Wege wirklich mit dem Rad zurücklegen – und nicht den ÖPNV nutzen sowie Taxis und Mitfahrgelegenheiten. Oder zu Fuß gehen. Dass es in Deutschland mehr als doppelt so viele Fahrräder wie Pkw gibt, ist auf den Straßen jedenfalls nicht sichtbar – die meisten rotten wohl vergnügt in Kellern und auf Dachböden vor sich hin.
Pressemitteilung Statistisches Bundesamt Nr. 191 vom 02.06.2014:
https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2014/06/PD14_191_632.html
* Die Zahlen beruhen auf Angaben von etwa 60.000 Haushalten. Ende 2011 gab es laut Statistischem Bundesamt 13 Städte in Deutschland mit mehr als 500.000 Einwohnern.