Wer steckt eigentlich hinter der Streckenführung der CM?

Diejenigen von euch, die schon ein paar Mal mit dabei waren, wissen Bescheid.
Jede*r Teilnehmer*in kann sich an die Spitze der Masse setzen und in Absprache mit den vier, fünf, sechs anderen die Richtung bestimmen. Das macht Spaß und kann uns allen neue Stadteindrücke verschaffen.
Probiert es aus, fahrt vorn mit und findet mit anderen einen beweglichen Konsens.
Jedoch solltet ihr euch dabei einer gewissen Verantwortung bewusst sein. Hinter euch fahren in den Sommermonaten mehrere tausend (!!!) Menschen. Es ist nicht gut, die Masse in Gefahrensituationen zu lenken, also in zu enge Straßen, in Baustellen, in andere Veranstaltungen und so weiter. Auch der Straßenbelag auf der Strecke ist nicht ganz ohne Bedeutung.

Und dann ist da das Problem der Geschwindigkeit. Bei der CM fahren schwere Soundsystems, klapprige Räder, Kinder und Ältere mit. Sie alle wollen die Fahrt, die Stadt, die Musik genießen, nicht nur euch hinterherhecheln.
Wenn es vorne zu flott geht, reißt hinten die Masse auf. Und dort, wo in der CM Lücken klaffen, kommt es meist zu gefährlichen Konfrontationen mit dem motorisierten Verkehr. Diese Lücken entstehen schnell, wenn es aus einer beengten Fahrbahn in eine mehrspurige Straße hinaus geht. Die Ersten treten flott in die Pedale, froh über den gewonnenen Freiraum, während die anderen noch im Fahrradstau stecken.
Bitte nutzt deshalb die roten Ampelphasen für eine Pause! Ihr könnt gern auch mal zwei rote Ampeln lang stehen bleiben, statt noch bei Rosagrün durchzufahren und hinter euch eine kopflose Masse anstrengendem Lückenschließen zu überlassen.
Wer unbedingt schnell fahren möchte, ist vielleicht am Massenkopf generell nicht richtig. Der- oder diejenige sollte lieber Korken. Also mit Voll-Speed ganz nach vorne fahren, an der nächsten größeren Kreuzung stehen bleiben, um die CM an den Flanken vor ungeduldigen Taxifahrern und anderen nervösen Motorisierten zu sichern, bis das Ende in Sicht kommt. Und dann wieder an die Spitze … In dem Zusammenhang die dringende Bitte an die Teilnehmer, lasst für die Korker links eine Gasse frei!

Der Rest ist Geschmackssache, reine Empfehlung. Gegen Halbzeit einen schönen Ort für Fotos und Bike-up ansteuern? Einen Platz, ein Bauwerk oder einen Park, wo die Masse gut zur Wirkung kommt? Etwas Berlin-Spezifisches? Und nach drei Stunden doch lieber einen netten Abschluss finden, eine kleine After-Mass, statt fahren, fahren, fahren, bis sich die CM in alle Winde zerstreut hat?
Es bleibt, jedes Mal, spannend. Wir wünschen (uns) allen am Freitag einen schönen Ride!

Verhaltensregeln
CM-Lexikon

The Human Scale – Städte für Menschen

Jan Gehls Stadtplanungsklassiker samt Werkzeugbox gibt es jetzt auch auf Deutsch

(Foto: Buchcover, Jovis-Verlag)
(Foto: Buchcover, Jovis-Verlag)

Im Frühjahr ist die „Bibel“ des Kopenhagener Architekten und Stadtplaners Jan Gehl, der maßgeblich für die paradiesischen Zustände für Radfahrer in Kopenhagen gesorgt hat, endlich auch auf Deutsch erschienen: „Städte für Menschen“.

Seit mehr als 40 Jahren befasst sich Jan Gehl damit, Städte weiterzuentwickeln oder umzugestalten. Durch langjährige detaillierte Untersuchungen von Großstadtsituationen in verschiedenen Ländern hat er Erkenntnisse gewonnen, die es ihm erlauben, in dysfunktionale und unwirtliche Stadtlandschaften so einzugreifen, dass sie sich für ihre Bewohner entscheidend zum Positiven hin verändern. Dabei bezieht er demografische Entwicklungen und sich wandelnde Lebensstile ebenso ein wie gestalterische Prozesse. Jan Gehls wichtigster Grundsatz ist das menschliche Maß (The Human Scale – so heißt auch ein Film, der seine Arbeitsmethode sehr gut darstellt).

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Wem gehören nur all die Karren?

Laut Statistischem Bundesamt setzen in großen Städten 30% der Haushalte allein aufs Rad – das dürfte übertrieben sein

autos vs. bike

Jedes Jahr zum Europäischen Tag des Fahrrads am 3. Juni veröffentlicht das Statistische Bundesamt ein Befragungsergebnis, das mit dem Radverkehr zu tun hat. Letztes Jahr wurde in Wiesbaden bekannt gegeben, dass 2013 in Städten ab 500.000 Einwohner 30% der Haushalte weder über Motorrad noch Auto verfügten, sondern ausschließlich Fahrräder besaßen. Das sind doppelt so viele Haushalte wie im Bundesdurchschnitt (15%) und fast acht Mal so viele wie in kleinen Gemeinden mit bis zu 5.000 Einwohnern (4%).*
2003 lag der Anteil der Haushalte ohne eigenes Kfz noch bei nur 22% – der Trend geht also deutlich hin zum autofreien Haushalt.

Dass die Zahl der motorisierten Fahrzeuge in den Großstädten dennoch zunimmt, wenn auch nicht bei den privat gemeldeten, liegt zum einen an Bevölkerungswachstum und zunehmendem Verdichtungsgrad. Zum anderen aber an den vielen Dienstwagen, die bei der Kfz-Zahl je Haushalt nicht zu Buche schlagen – sie machen inzwischen aber mehr als 50% der Neuzulassungen aus. Und auch die Pendler tragen nicht wenig zu verstopften Straßen, Emissionen und Lärm in den Städten bei.

Leider sagt die Befragung auch nichts darüber, ob die Mitglieder Kfz-freier Haushalte ihre Wege wirklich mit dem Rad zurücklegen – und nicht den ÖPNV nutzen sowie Taxis und Mitfahrgelegenheiten. Oder zu Fuß gehen. Dass es in Deutschland mehr als doppelt so viele Fahrräder wie Pkw gibt, ist auf den Straßen jedenfalls nicht sichtbar – die meisten rotten wohl vergnügt in Kellern und auf Dachböden vor sich hin.

Pressemitteilung Statistisches Bundesamt Nr. 191 vom 02.06.2014:
https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2014/06/PD14_191_632.html

* Die Zahlen beruhen auf Angaben von etwa 60.000 Haushalten. Ende 2011 gab es laut Statistischem Bundesamt 13 Städte in Deutschland mit mehr als 500.000 Einwohnern.

Der fünfte tote Radfahrer in Berlin

Polizeimeldung vom 07.06.2015
Charlottenburg – Wilmersdorf

Nr. 1354
Ein Radfahrer erlag gestern Abend kurz nach einem Verkehrsunfall in Charlottenburg seinen Verletzungen. Derzeitigen Ermittlungen zufolge war der 50-Jährige mit seinem Rennrad gegen 19 Uhr aus der Neuen Kantstraße in die Wundtstraße abgebogen und wurde dabei vom geradeausfahrenden Taxi eines 39-jährigen Fahrers im Gegenverkehr erfasst. Der Radfahrer verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus, nachdem er zuvor reanimiert worden war. Er ist der fünfte Radfahrer, der in diesem Jahr in Berlin durch einen Verkehrsunfall zu Tode kam.

http://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.326079.php

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12 Kriterien für gute Radverkehrspolitik

Welche Voraussetzungen braucht es für funktionierenden Radverkehr? Reicht es, dass immer mehr Leute aufs Rad steigen? Oder ist ein klares Bekenntnis der politisch Verantwortlichen notwendig, damit Städte fahrradfreundlicher werden?

„Transport for London“ hat sich 2014 in sechzehn Städten umgesehen, um von anderen zu lernen. Das Ergebnis liegt jetzt als umfangreiche Studie* mit guten Analysen und vielen Bildern vor. Außerdem gibt es eine Zwölf-Punkte-Liste mit Kriterien für eine gute Radverkehrspolitik. Je mehr davon in einer Stadt zutreffen, desto sicherer ist, dass die Stadt radfahrerfreundlich ist und etwas für den Ausbau und die Förderung des Radverkehrs tut.

Radfahren in Kopenhagen
Radfahren in Kopenhagen

Das Leben nach dem Unfall

Am Montag, 1. Juni 2015, wurde auf dem Radspannerei-Blog eine Mail von Sina veröffentlicht, die am 22. März 2013 an der Kreuzung Oranien-/Skalitzer Str. einen schweren Unfall mit einem rechtsabbiegenden Reisebus hatte.
Sie würde gern Kontakt zu anderen Rad-Unfallopfern aufnehmen, um sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Aus traurigem Anlass – wieder schwerer Abbiege-Unfall gestern Mittag an der Wilhelm-/ Ecke Französische Str. – möchten wir euch auf diesen Post hinweisen und bitten, ihn weiterzuverbreiten.
Sinas Mail bringen wir hier noch mal als Zitat. Kontaktaufnahme bitte über eine kurze Mail an mail@rad-spannerei.de. Diese wird dann an Sina weitergeleitet.

Ich bin selbst ein riesengroßer Fahrradfan, hab einige Jahre in Bayern gewohnt und die wohl schönste Zeit meines Lebens auf dem Fahrradsattel in den Bergen verbracht. Vor drei Jahren bin ich wieder nach Berlin zurück gezogen und wollte das Fahrradfahren auch hier nicht aufgeben. Vor etwa zwei Jahren hatte ich dann einen schweren Unfall (Blogbeitrag “Verkehrsunfall Oranienstraße Ecke Skalitzer” vom 22. März 2013) an der Kreuzung Oranien-/Skalitzer Straße.

In den letzten Jahren habe ich mit Abstand zu viel Zeit auf OP-Tischen, in Krankenhausbetten, Rehaeinrichtungen, bei Ärzten und der Physiotherapie verbracht. Mittlerweile kann ich wieder laufen, aber mein Leben steht nach wie vor Kopf. Auch finde es nicht immer einfach in einem so verkehrslastigen Teil der Stadt (10999) zu wohnen, wo einem seine größte Angst täglich immer wieder unter die Nase gerieben wird und man ständig wieder (unverschuldet) in gefährliche Situationen gerät.

Ich würde sehr sehr gern Kontakt zu anderen Radunfallopfern aufnehmen, zum Teil weil ich denke dass ich vielleicht dem einen oder anderen mit meinem bereits Durchlebten helfen könnte. Zum Anderen weil ich selbst gern mit Menschen reden würde, die ähnliches erlebt haben. Es gibt in Berlin zwar zu gefühlt jedem Thema diverse Interessensgruppen, aber leider konnte ich keine Initiative für Drahteselverkehrsopfer finden.

Und noch ein Hinweis, mit Dank an Thorsten Haas, auf die Website Jeden kann es treffen, auf der Unfallopfer und Hinterbliebene, ErsthelferInnen und Unfallbeteiligte von dem berichten, was sie erlebt haben, und den anonymen Opfern ein Gesicht und eine Geschichte geben.

Burkhard hatte am 13. Oktober 1990 einen Autounfall:

… Der Lkw-Fahrer hat mich festgehalten und meine Hände runtergedrückt. Ich wollte mir immer über das Gesicht wischen, ich hatte die ganzen Hände voller Scherben und mein Auge hing auf meiner Wange, sie hatten Angst, dass ich mir die Sehnerven zerstöre …

Hans-Christian, Polizist:

… Da sind Bilder von Verunglückten, Schreie von Angehörigen, die gesehen haben, wie gerade ein 18-Tonner über den Kopf ihres 9 Jahre alten Kindes fuhr. Ein unter Schock stehender Brummifahrer, der noch gar nicht weiß, dass er die nächsten 40 Jahre nicht schlafen kann, der Geruch von Blut, sensationsgeile Reporter … und das Einzige, an das man denkt: DU musst funktionieren! …

Wieder schwerer Unfall in Mitte – Radlerin von Lkw überrollt

Radlerin von Lkw erfasst

Polizeimeldung vom 05.06.2015
Mitte
Nr. 1338
Mit schweren Verletzungen an Rumpf und Beinen kam gestern Mittag eine Radfahrerin nach einem Verkehrsunfall in eine Klinik. Nach bisherigen Ermittlungen wurde die 37-Jährige zufolge gegen 11.30 Uhr an der Wilhelmstraße Ecke Französische Straße in Mitte von einem rechtsabbiegenden Lkw erfasst und überrollt. Die Ermittlungen zum Unfallhergang dauern an.
http://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.325536.php11334216_10153363214344847_5860207941390432610_o

 

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Sicher geradeaus?

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Es tut sich was in Berlin – wenigstens auf dem Papier. Im Mai hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin unter Federführung von Projektleiter Burkhard Horn einen „Leitfaden zur Sicherung des Radverkehrs vor abbiegenden Kfz“ herausgegeben. Nach den vielen (schweren) Unfällen in den letzten Wochen ist eine Studie, die die Ursachen analysiert, systematisiert und Vorschläge zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation unterbreitet, zu begrüßen.

Neben einer kurzen Einschätzung des Status quo finden sich in dem Papier Empfehlungen für eine sichere Radverkehrsführung und ein ganzer Katalog an Maßnahmen, die zu einer Entschärfung der Konflikte im Kreuzungsbereich führen (könnten).

Neben guten Ansätzen gibt es natürlich auch Widersprüche, reines Wunschdenken und wieder zahlreiche Belege dafür, dass die Angst, den Kfz-Fahrern etwas wegzunehmen, groß ist. Im Falle von Sichtbehinderungen im Kreuzungsbereich würde es meist schon genügen, endlich das notorische Falschparken zu ahnden. Das wäre auch eine gute Einnahmequelle für die Bezirke.
Und dann wäre es ganz wunderbar, wenn solche Untersuchungen zukünftig in einer Sprache verfasst würden, die das Lesen etwas mehr befeuert.

Hier einige Zitate (die Fettungen sind original, die roten Markierungen von uns):

Überblick Unfallgeschehen„„
Insgesamt verunglückten in Deutschland im Jahre 2012 fast 75.000 Radfahrende, das sind knapp 20% aller im Straßenverkehr verunglückten Verkehrsteilnehmenden. Dabei wurden 406 Radfahrende getötet.„„
Die meisten Radverkehrsunfälle ereignen sich an Knotenpunkten. Entsprechend sind Unfälle beim Abbiegen und beim Einbiegen/Kreuzen die häufigsten Unfallkonstellationen, an denen Radfahrende beteiligt sind. Dabei dominieren an Knotenpunkten mit Lichtsignalanlage die Abbiegeunfälle deutlich.„„
Rechtsabbiegende Kfz sind an Abbiegeunfällen mit Radfahrenden doppelt so oft beteiligt wie linksabbiegende Kfz. Allerdings sind die Unfälle mit linksabbiegenden Fahrzeugen – vermutlich aufgrund höherer Geschwindigkeiten – im Mittel schwerer als Unfälle beim Rechtsabbiegen.„„
Bei weitaus den meisten Abbiegeunfällen sind Pkw die Unfallgegner des Radverkehrs.

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Bald wieder so viele Radfahrer in Berlin wie 1951?

Der Jahresbericht der Verkehrslenkung Berlin mit den Pegelzählungen für den Radverkehr ist da
Bericht Radverkehr 2014
Es gibt weiter deutliche Zuwächse, und so besteht Hoffnung, dass Berlin in fünf Jahren wieder den Stand von 1951 erreicht. Die Räder sind inzwischen natürlich viel schicker … 🙂

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(Grafik: statplan – Ingenieurbüro für Verkehrserhebungen, -statistik und -planung, 2014)

Live the change you want to see

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Am 3. Juni ist Europäischer Tag des Fahrrads. Seit 1998 findet der Aktionstag statt, der auf eine Initiative von ATTAC zurückgeht. Er will angesichts der zunehmenden Verkehrsdichte durch motorisierte Fahrzeuge und der damit einhergehenden Probleme deutlich machen, dass es eine umweltfreundliche, gesunde und sozialverträgliche Alternative gibt: das Fahrrad. Weltweit gibt es schätzungsweise eine Milliarde Fahrräder, doppelt so viele wie Autos. Insbesondere in Städten ist es das geeignetste Fortbewegungsmittel. Mehr als 50% der hier zurückgelegten Wege sind kürzer als fünf Kilometer, also mit dem Fahrrad gut zu bewältigen.

Wir möchten alle einladen, sich am 3. Juni aufs Rad zu schwingen. Je mehr von uns im Sattel sitzen, desto größer ist der Effekt. Den ganzen Tag auf der Straße fahren … Live the change you want to see

Europese Dag van de fiets +++ Europäischer Tag des Fahrrads +++ Europejski Dzień Roweru +++ Evropski dan bicikla +++ Dia Europeu da Bicicleta +++ Día europeo de la bicicleta +++ European Cycling Day +++ Evropský den jízdních kol

Ghostbike für David Solomon

ghostbike_DSolomon_2015-05-23

Am 9. Mai 2015 wurde David Solomon an der Hardenbergstr./ Ecke Joachimsthaler Str. von einem rechtsabbiegenden Taxifahrer die Vorfahrt genommen. Mit schweren Verletzungen wurde er ins Benjamin-Franklin-Krankenhaus eingeliefert. Elf Tage lag er im Koma. Am 20. Mai wurden die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt, und Solomon verstarb.
Zwei Freunde von ihm fuhren am selben Abend beim Ride of Silence mit. Sie hatten ein Foto von David Solomon dabei, so wurden wir auf sie aufmerksam.
Heute haben sie ein Ghostbike am Unfallort aufgestellt. Sie würden sich freuen, wenn Radfahrerinnen und Radfahrer, die vorbeikommen, kurz innehalten, das Porträt von Solomon betrachten, die Dinge, die sie über ihn geschrieben haben, lesen und des im Verkehr Getöteten gedenken würden.

(Foto: via Initiative Clevere Städte, 2015)

Stop Killing Cyclists – Ride of Silence Berlin 2015

Der erste Ride of Silence in Berlin verlief ruhig und würdig.  Etwa 1.300 Radfahrerinnen und Radfahrer waren unterwegs, vom Brandenburger Tor ging es einmal durch die Innenstadt – Moabit, Charlottenburg, Kreuzberg, Friedrichshain, Mitte – zum Roten Rathaus.
Viele der TeilnehmerInnen trugen weiße Kleidung, um an die im Straßenverkehr ums Leben Gekommenen zu erinnern. Es gab mehrere Zwischenstopps, jeweils mit einer Schweigeminute für die an diesen Orten Getöteten. Die Tour ging auch über den Checkpoint Charlie, wo es bereits zu drei schweren Abbiege-Unfällen mit Lkw gekommen ist.
Auch zwei Freunde des gestern verstorbenen David Salomon, dem von einem Taxi in der Hardenbergstr./ Ecke Joachimsthaler Str. die Vorfahrt genommen worden war, fuhren mit. Hier nochmals unser herzliches Beileid.

Wir danken allen, die dabei waren, für die gelungene Fahrt. Und der Fahrradstaffel der Polizei für die freundliche, unterstützende Begleitung.

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(Fotos: Critical Mass Berlin, Creative Commons: CC BY-SA 2.0 DE)

Heute: Ride of Silence – Berlin mit vier schwarzen Bändern am Lenker

Die Berliner Polizei meldet, dass ein 4. Radfahrer seinen am 9. Mai bei einem Zusammenstoß mit einem Taxi an der Hardenbergstraße/ Ecke Joachimstaler Straße in Charlottenburg erlittenen lebensgefährlichen Verletzungen in einem Krankenhaus erlegen ist.

Unfallschema: Motorisierter Rechtsabbieger „übersieht“ geradeaus fahrenden Radfahrer.

Aktualisiert, 20.5.2015, 15:28 Uhr
Über Facebook erreichte uns die folgende Nachricht von Mike Lopez:

Ich muss aus gegebenen Anlass hinzufügen, dass am 09.05.2015 ein guter Freund von mir an der Kreuzung Joachimstaler str./Hardenbergplatz auf dem Fahrrad von einem Taxifahrer durch einen Crash tödlich verunglückt ist. An der Unfallstelle haben wir Blumen niedergelegt. Rest in Peace my dearest friend David Solomon.

Wir schließen uns diesem Wunsch an. Und fahren heute auch, um David Solomons zu gedenken.

Ride of Silence, 20.5.2015

11066011_449539488537787_4619661322257896691_n(Foto CriticalMass Graz, 2014)

In Berlin sind seit Jahresbeginn zwei Radfahrer tödlich verunglückt, ein weiterer erlag inzwischen seinen schweren Verletzungen. Vor allem der Unfall in der Glogauer/ Ecke Reichenberger Straße in Kreuzberg am 29. April, bei dem ein 30-jähriger Radfahrer von einem rechts abbiegenden LKW überrollt wurde und sofort tot war, hat viele von uns geschockt.

unfall_glogauer_2015-04-29_#2(Foto: Unfall an der Glogauer/ Reichenberger)

Noch am selben Abend fanden sich etwa 70 FahrradaktivistInnen an der Unfallstelle ein, um mit einer Mahnwache des ums Leben Gekommenen zu gedenken.

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(Fotos: Stephan Lindauer)

Rechtsabbiegende PKW/LKW, die geradeaus fahrenden RadfahrerInnen die Vorfahrt nehmen, sind die HÄUFIGSTE Unfallursache. 2014 registrierte die Berliner Polizei 1.595 solcher Fälle, vier Radfahrer starben.

Um an RadfahrerInnen zu erinnern, die im Verkehr (schwer) verletzt oder getötet wurden, um für eine bessere, sicherere Verkehrsinfrastruktur für RadfahrerInnen zu demonstrieren und um eine klare Botschaft an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung zu richten, findet seit 2003 jedes Jahr am dritten Mittwoch im Mai der RIDE OF SILENCE statt – mittlerweile in über 300 Städten auf der ganzen Welt.

Auf Initiative von Daniel Doerk aus Osnabrück, der den Fahrradblog itstartedwithafight betreibt, wird es dieses Jahr auch in zehn deutschen Städten einen RIDE OF SILENCE geben. Außer in Berlin noch in Freiburg, Hamburg, Hannover, Köln, Nürnberg, Oldenburg, Osnabrück, Stuttgart und Wiesbaden. Außerdem gibt es „Zubringer“ von Potsdam nach Berlin sowie von Ludwigsburg nach Stuttgart.

In Berlin beginnt der RIDE OF SILENCE um 19 Uhr am Brandenburger Tor.
Auf einer ca. 20 Kilometer langen Strecke geht es von dort über Tiergarten, Schöneberg, Kreuzberg, Friedrichshain nach Mitte zum Roten Rathaus. Es soll 5 bis 10 Stopps an Stellen geben, wo RadfahrerInnen ums Leben kamen.

Geplanter Streckenverlauf des Ride of Silence Berlin am 20. 05. 2015, via Initiative clevere Städte
Geplanter Streckenverlauf des Ride of Silence Berlin am 20. 05. 2015, via Initiative clevere Städte

Die Veranstalter bitten alle TeilnehmerInnen darum, sich während der Fahrt, Anlass und Namen des Rides entsprechend, möglichst leise zu verhalten.
Um die Botschaft der gemeinsamen Fahrt dennoch für Zuschauende verständlich zu machen, wäre es schön, alle würden über ihrer normalen Kleidung weiße T-Shirts oder andere weiße Kleidung tragen (etwa weiße Maleranzüge), bedruckt mit dem Logo des RoS oder dem Hashtag #StopKillingCyclists.
Ein weiterer Vorschlag ist, am Lenker eurer Räder eine schwarze Trauerbinde anzubringen. Und natürlich wäre es schön, an den Unfallstellen Blumen niederzulegen.

Die Tour ist als Demo angemeldet – also keine Critical Mass – und wird u. a. von der Fahrradstaffel der Polizei begleitet.

mitRADgelegenheit bietet in Berlin und von Potsdam aus die Möglichkeit, bereits gemeinsam zum Startpunkt zu fahren.
https://de-de.facebook.com/events/1598010277138123/
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Ergänzung: => Moabit => U Turmstr. (Ecke Stromstr.) 18:40 Uhr
Weitere Rides of Silence in D 
Freiburg i. Br.: 19 Uhr, Stadttheater Freiburg, Strecke: 12 km
https://www.facebook.com/events/993758660634193/
Hamburg: 19 Uhr, Fischmarkt, 19.30 Die-in am Fischmarkt, danach Abfahrt, Strecke: ca. 25 km, führt an 6 Unfallorten vorbei, wo angehalten und mit einer Schweigeminute der Toten gedacht wird
https://www.facebook.com/events/434823093365932/
Hannover: 19 Uhr, Klagesmarkt
https://criticalmasshannover.wordpress.com/2015/05/04/ride-of-silence-20-mai/
Köln: 19 Uhr, Hahnentorburg Rudolfplatz 1
https://www.facebook.com/events/976505455702487/
Nürnberg: 19 Uhr, Opernhaus, Strecke: ca. 15 km
https://www.facebook.com/events/1584738161797135/
Oldenburg: 19 Uhr, Ghostbike am ZOB, Endpunkt: Schützenhofstraße/ Ecke Bremer Straße, dort wird ein Ghostbike für den 2013 von einem LKW überrollten Radfahrer aufgestellt
https://www.facebook.com/events/444135512429220/
Osnabrück: 19 Uhr, Stadthalle Osnabrück, Strecke: 8 km mit 6 Punkten, an denen RadfahrerInnen getötet wurden
http://itstartedwithafight.de/2015/04/28/ride-of-silence-2015/
Stuttgart: 19 Uhr, Marienplatz, Strecke: 12-15 km
https://criticalmassstuttgart.wordpress.com/
MitRadStuttgart bietet einen Zubringer aus Ludwigsburg und eventuell mehr: http://mitradstuttgart.de/mitradgelegenheit/2015/05/20/ride-of-silence-stuttgart.html
Wiesbaden: 19 Uhr
weitere Infos per E-Mail über http://www.rideofsilence.org/locations-international.php?i=Germany#Germany

Zur Verwendung des Hashtags StopKillingCyclists‬

Nach jedem schweren Verkehrsunfall mit Fahrradfahrer*innen die gleichen Reflexe:
Der Schwächere ist zwar für immer von den Folgen gezeichnet oder musste sogar mit dem Leben bezahlen, aber ein Großteil der Öffentlichkeit ist sofort bemüht, ihm eine Mitschuld zu unterstellen. Wenn die Mitschuld eindeutig widerlegt ist, greift man auf Vorurteile gegen Fahrradfahrer*innen als solche zurück.

Die Verwendung des Hashtags StopKillingCyclists‬ könnte als Retourkutsche gedeutet werden. Wir verwenden ihn jedoch vollkommen losgelöst von der Schuldfrage im konkreten Fall. Es geht nicht darum, den in den Unfall verwickelten Fahrzeugführer vorzuverurteilen oder pauschal alle LKW-/ PKW-Fahrer*innen zu verunglimpfen. Wir wissen, jede/r Autofahrer*in ist potenziell auch Fußgänger oder Fahrradfahrerin. Read Full Post…

Hörtipp: Michael Cramer redet Tacheles

Gestern sprach Michael Cramer, Mitglied des Europäischen Parlaments für die GRÜNEN, Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus (TRAN), Vorsitzender des fraktionsübergreifenden Diskussionsforum „Rail Forum Europe“, Tacheles im Deutschlandradio Kultur.

Michael Kramer_drk

Es ging um Verkehr in Berlin, Deutschland und Europa – warum die Straße mit Milliarden gefördert und die Schiene, vor allem die Verbindungen zwischen Mittel- und Osteuropa und der Nahverkehr, so sehr benachteiligt wird.
Unser Tipp: Anhören!

Critical Mass_2015-03-27

Gestern gab es eine Besonderheit bei der Critical Mass.
Um an den schweren Unfall zwischen einer Radfahrerin und einem LKW im Kreuzungsbereich Kochstraße/Rudi-Dutschke-Straße/Friedrichstraße am Mittwoch zu erinnern, führte die Route zunächst zum Checkpoint Charlie. Die Kreuzung wurde für einige Minuten von CM-Aktivisten blockiert, indem sie ihre Räder und sich selbst auf den Boden legten und mit Kreide ummalten. Dann ein paar Minuten Stille, ehe die Blockade mit lautem Klingeln und Klatschen wieder aufgehoben wurde.
Der Sit-in war als Zeichen der Solidarität an die Schwerverletzte sowie als Protest an die Berliner Verkehrspolitik gerichtet. Es war der dritte schwere Unfall an dieser Stelle nach ähnlichem Muster innerhalb von drei Jahren.
Wir danken allen für die gelungene Aktion!

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Anschließend ging es mit ca. 1000 Teilnehmern weiter durch die Straßen von Berlin – in guter Stimmung, wenn auch leider bei mäßigem Wetter. Das Brandenburger Tor wurde wieder mit einem Bike-up beschenkt.

2015-03-27_CM_Bike-up

Die nächste Critical Mass findet am Freitag, 24. April statt.
Start wie immer: Mariannnenplatz/Kreuzberg, 20 Uhr.

((Fotos: Stephan Lindauer, Creative Commons: CC BY-SA 2.0 DE))

Sit-in bei der CM

Gestern kam es im Kreuzungsbereich Kochstraße/Rudi-Dutschke-Straße/Friedrichstraße zu einem Verkehrsunfall, bei dem eine 29-jährige Radfahrerin von einem rechts abbiegenden LKW überrollt und an den Beinen schwer verletzt wurde.
(s. Polizeimeldung vom 26.03.2015, Nr. 0748)

((Fotos via https://de-de.facebook.com/pages/Polizeireporter-Th-Schröder/198815476848851))

Das „Übersehen“ von Radfahrern/Fußgängern durch abbiegende LKW ist eine der Hauptursachen für schwere Verletzungen und tödliche Unfälle in dieser Gruppe (s. Grafik unten). Von Seiten der Politik geschieht nichts: Weder gibt es in Deutschland ein LKW-Verbot in Innenstädten (wie in anderen Ländern) noch eine Pflicht zu Assistenzsystemen, die den Toten Winkel einsehbar machen würden.

Wir würden morgen bei der Critical Mass gern an der Stelle stoppen und ein Sit-in abhalten.
Vorschlag: Vom Mariannen-/bzw. Heinrichplatz direkt zur Unfallstelle, dort Sit-in mit Protestklingeln, dann fünf Minuten Stille. Mit Kreide können Räder und Körpersilhouetten ummalt werden. (Wie nach Unfällen üblich, s. Foto.) Und dann weiter als CM, Route wie immer offen.
Sit-ins waren in den Niederlanden in den 1960ern der Schlüssel zum Change Richtung mehr Radverkehr.
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